ARHIVSKI VJESNIK 1. (ZAGREB, 1958.)

Strana - 194

Nachdem, wie früher erwähnt, der Schiffskommandant und übrige Schiffstab die gegen achter stürmende Menge zum Stehen gebracht hatten, forderte dieselbe, der Herr Admiral möge vor ihnen behufs Entgegennahme ihrer Wünsche erscheinen. Der Schiffskommandant meldete mir dies, worauf ich mich mit meinem Flag­genstabe vor die am Mitteldeck angesammelte Menge begab. Der vorerwähnte Matrose GRABAR, momenten scheinbar der Wortführer, ver­langte in höchst erregtem Tone, zeitweise von den Leuten sekundiert, nach sofortigem Frieden und Entlassung, weil die Leute nicht mehr weiter Dienst machen können und sie und ihre Familien verhungern würden. Es wurden auch weitere nebensächli­cherf Wünsche laut, wie Menageaufbesserung, bessere Bekleidung, Urlaubsermehrung etz., was später noch im Berichte Erwähnung finden wird. Meine Bemühungen, ihre Beschwerde gegen die Kost zu widerlegen (das Essen wurde von mir gekostet und tadellos befunden), die Leute zur Vernunft zu bringen, blieben resultatlos, worauf ich sie aufforderte ihre Wünsche zu formulieren und mir zu überbringen. Auf das hin wurde Depesche, Beilage 1, abgegeben. Ein Vorgehen gegen die, wie sofort zu ersehen, von wenigen unloyalen Elementen verhetzte Menge seitens des Stabes mit Waffengewalt wäre gänzlich fruchtlos gewe­sen hätte unnützes Blutvergiessen erfordert, die Lage verchlimmert und den ohne dies schlechten Eindruck im In- und Auslande noch vermehrt. Über den Wunsch der Bemannung wurde ich nach ca. Va Stunde nochmals auf Deck gebeten, wo mir die Bemannung neuerdings, so wie das erste Mal ihre Wünsche in ziemlich unklarer Form vorbrachte, worauf ich verlangte, dass die Mannschaft Vertreter wähle, welche mir die Wünsche in klarer Form vorzubringen hätten. An Bord trat daraufhin verhältnismässige Ruhe ein, welche bloss durch Hurra­Rufe unterbrochen wurde, sobald Boote mit Mannschaftspersonen von den übrigen Schiffen vorbeifuhren oder anlegten. S.M.S. »Gäa« liess in gänzlich zweckloser Weise in grössern oder kleinern Pausen Dampfpfeife und Sirene ertönen, welches Beispiel von »Sankt Georg« nachgeahmt wurde. Der Sohiffsdienst wurde gänzlich von der Mannschaft an sich gerissen, ein eigenes Postenquantum bestimmt und sehr viele Posten mit geladenen Ge­wehren aufgeführt. Das Benehmen gegenüber dem Stabe war in allgemeinen kor­rekt und beschränkten sich die von der Mannschaft ergriffenen Massnahmen auf das Verbot, das Schiff zu verlassen und die Anordnung, dass der gesamte Stab mit Mannschaftskost aus der Mannschaftsküche zu verpflegen sei. Admirals — und Stabs­küche waren bei Ausbruch der Revolt vollkommen demoliert worden. Es bildete sich ein Matrosenkomitee, welches den ganzen Dienst regelte und sämtliche Anordnungen traf. Erwähnt muss werden, dass während der ganzen Dauer der Revolte das Flagge­manöver auf allen Einheiten stets vorsohriftsmässig vor sich ging, wobei am Flag­genschiffe die Volkshymne gespielt wurde, die sonst anbefohlene deutsche Hymne jedoch ausfiel (3) Ans Land wurden bewaffnete Patrouillen entsendet — 194 —

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