K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 4. (Wien, Leipzig 1899)
A. Czerny: Das neue Landes-Archiv in Linz und seine Ausgestaltung in der Zukunft
74 A. Czerny Sammlungen zu einem Diplomatar von Ober - Österreich brachte neben regelmäßigen Geldbeiträgen von Seite der Stände auch einen immer mehr sich erwärmenden Eifer für die Rettung vaterländischer Urkunden und historischer Schriftwerke. Das bischöfliche Archiv und die „Briefgewölbe“ der Klöster spendeten Original-Urkunden oder legten sie bereitwillig zur Abschrift vor. Der Adel, die Städte, Märkte und zahlreiche Private folgten und im Jahre 1873 konnte das Museal-Archiv beiläufig 15.000 Urkunden und Urkunden- Abschriften, überdies eine große Menge anderer wichtigen Archivalien sein Eigenthum nennen1). Seit Beginn des Jahres 1873 bis Ende 1896 sind aber bei 3000 Urkunden oder deren Abschriften zugewachsen, nicht gerechnet die vielen historischen Actenstücke, Diplome, genealogischen und heraldischen Schriften. Die bezeichneten Schätze vertheilen sich der Art, dass das Museal - Archiv von der ältesten ober-österreichischen Original - Urkunde, die sich in seinem Besitze befindet, das ist vom Jahre 1122 angefangen, Originale in der Zahl von mehreren Tausenden besitzt, die sich über alle Jahrhunderte bis auf das gegenwärtige verbreiten.* 2) Außerdem sind noch bayerische, salzburgische, niederösterreichische und böhmische Urkunden in originali sein Eigenthum geworden. An zweiter Stelle sind die sorgfältig revidirten Abschriften aller Urkunden zu nennen, welche sich auf das Land ob der Enns beziehen und deren man zur Copirung für das Urkundenbuch habhaft werden konnte. Sie reichen in der Zahl von vielen Tausenden vom Jahre 748—1590. Die reiche Regestensammlung zum Urkundenbuch erstreckt sich vom 19. Juli 823 bis 20. September 1717. *) Siehe das Schriftchen des Custos J. M. Kaiser: Das ober-österr. Museum Francisco-Carolinum in Linz 1873. S. 9. — Hingegen wird S. 61 die Zahl der Urkunden und Abschriften auf 10.000 geschätzt. 2) Die älteste vorhandene Original - Urkunde ist eine salzburgische vom Jahre 1104.