K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 4. (Wien, Leipzig 1899)

A. Czerny: Das neue Landes-Archiv in Linz und seine Ausgestaltung in der Zukunft

Linzer Archiv. 65 umfassenden Reorganisation zu unterziehen. Das jetzt vor­handene Landes-Archiv soll derKrystallisationspunkt werden, um den sich mit der Zeit die verwaisten Archive und tausende von zerstreuten Urkunden anzulegen hätten, damit so ein organisch verbundener Körper aus dem Archiv- bestande des ganzen Landes, so weit es ohne Eingriffe in die Privatrechte geschehen kann, hergestellt werde. Und sollte etwa die Errichtung eines Asyls für ver­lassene Archive und misachtete Urkunden unserer Ge­schichte kein dringendes Gebot sein ? Ist etwa bloß Unver­stand und Gleichgiltigkeit der Besitzer ein Feind, den geschichteliebende Seelen beklagen? Haben wir nicht auch den Geschäftsgeist der Antiquare und den Wettbewerb verständnisvoller ausländischer Institute zu besorgen, die mit Polypenarmen in heimische verkäufliche Sammlungen herübergreifen? Vor kaum einem Decennium wurde die Bibliothek eines erlauchten ober-österreichischen Hauses und mit derselben auch die Archivalien allgemeinen Inhalts (wie man die Sache benannte) an die königliche Bibliothek in Berlin um eine hohe Summe verkauft. Wir durften nicht lang auf neue Verluste warten. Das sehr werthvolle Archiv im Schlosse Kammer am Attersee, schon vorher mannigfach spoliirt, ging in die Hände eines Wiener Antiquars über, der allein für 13 Bände Khevenhüller’scher Gesandtschafts- Berichte aus den Jahren 1571—1625 einen Erlös von 2000 Gulden erzielte, welche das germanische Museum in Nürnberg dafür bezahlte. Von Wien her wurden dem Linzer Museum durch Händler zahlreiche Urkunden und Acten- stücke zum Kaufe angeboten, welche sich auf die Stadt Grein, Kloster Baumgartenherg, die Herrschaft Kreuzen und deren Dependenzen bezogen. Da ihr Inhalt auf die Familie Prueschink-Hardegg und ihre Unterthanen in ob und unter der Enns hinweisen, dürften sie wohl aus dem Schloße Seefeld (Viertel unter dem Manhartsberg) herstammen. Noch immer warten die Archivalien der ehemaligen Klöster Garsten und Gleink, so weit mannigfaltige nachweisbare Verschlep­5

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