K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 4. (Wien, Leipzig 1899)

A. Czerny: Das neue Landes-Archiv in Linz und seine Ausgestaltung in der Zukunft

64 A. Czerny Das wird sich aber ändern, wenn das neue bequeme Landes- Archiv iin Publicum mehr bekannt geworden sein wird. In Graz ist jetzt die Zahl der Besucher im Jahre durch­schnittlich 50, vor 1869 waren es kaum ein Dutzend. II. Nothwendigkeit der Vereinigung zerstreuter Archive und Archivalien. So wäre nun das Landes - Archiv im eigenen Hause geborgen. Es sind alle vorhandenen Schriftstücke nach Materien übersichtlich in den schmucken Räumen in neuer geschmackvoller Umhüllung aufgestellt, innerlich chrono­logisch aneinander gereiht. Die brauchbaren Kataloge und Elenchi sorgen für die schnelle Auffindung. Die eine der Aufgaben des Archivars, das Ordnen, ist gelöst. Aber eine andere Pflicht steht jetzt in gebieterischer Haltung vor uns — zu sammeln, zu vermehren, zu vereinigen. Eine möglichst vollständige Landes-Geschichte ist nur möglich auf Grund­lage einer möglichst vollständigen Kenntnis und Zugänglich­keit der historischen Zeugen. Diese erreicht man am sichersten durch ein das ganze Land umfassendes reich­haltiges Archiv, welches die Entwicklung der einzelnen Theile getreu wiederspiegelt. So klein das Land ob der Enns ist, so hat es doch in jedem seiner vier Viertel seine Be­sonderheit in der Bevölkerungsmischung, Bodenbeschaflfen- heit, Besiedlung, Anbau, Bewirthschaftung, Lebensweise, ja selbst in seiner politischen Vergangenheit. So lang wir die Geschichte desselben nur aus drei oder vier Archiven be­leuchten wollen, werden wir uns wie in einer anatomischen Präparaten-Sammlung vor einem Anblick getrennter Glieder befinden. Erst aus der Vereinigung wird sich das wahre Bild, von Fleisch und Blut, der geschichtlichen Entwicklung, erheben. Die weiteren für zukünftige Bereicherungen be­rechneten Räume laden von sich selbst zum Ausfüllen der leeren Stellen ein. Mit dem epochemachenden Umzug des Landes-Archives steht deshalb der Gedanke im Zusammen­hang, ob es nicht an der Zeit sei, das Arcbivwesen einer

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