K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale 2. (Wien, Leipzig 1894)
Mitgetheilt von Dr. Karl Lechner: Die fürst-erzbischöfliche Bibliothek zu Kremsier
Bibliothek zu Krerasier. 213 Die erste größere Bücher - Sammlung, die Richter 1. c. 232 eine „bibliotheca locupletissima“ nennt, hatte Cardinal Franz Fürst von Dietrichstein (f 1636) im Kremsierer Schloße angelegt; sie wurde jedoch beim Schwedeneinfalle im Jahre 1643 geraubt. Den Grund zur jetzigen Bibliothek legte Bischof Karl Graf von Liechtenstein, ein großer Freund und Förderer der Wissenschaft sowohl wie der Kunst1). Den Anfang zum Sammeln von Büchern muß er bald nach seinem Regierungsantritte in Kremsier (1664) gemacht haben, denn 1665 erbaute er die hiesige Mühle, begann die Anlegung des Lust- oder Ziergartens, der 1675 fertig wurde, und seit 1680 wurde am Neubau des Schloßes gearbeitet, dessen Vollendung sein zweiter Nachfolger Wolfgang Hannibal Graf von S c h ratt en b ach zustande brachte. Zahlreiche Werke, die hier einschlagen, sind noch erhalten, so dass dieselben wohl zum Behufe der Durchführung der genannten Bauten beschafft worden sind. Die Anschaffung von Büchern in größerem Umfange scheint jedoch erst seit den achtziger ') Da in den einschlägigen Schriften über ihn stets die eine oder andere Unrichtigkeit enthalten ist, mag hier Folgendes sichergestellt werden. Karl Graf von Liechtenstein wurde am 8. April 1624 zu Glatz als Sohn des Landeshauptmannes Philipp Rudolf (dessen Prüder Christoph Paul 1648 als Landeshauptmann von Mähren starb) und der Clara Vintler von Platsch , Tochter des Christoph Vintler von Platsch und der Anna von Schellenberg, einer in der Geschichte Tyrols wohlbekannten Familie, geboren und machte seine Studien bis zur Oberabtheilung der 111. Grammaticalclasse am erzherzogliohen Jesuiten-Gym- nasium zu Innsbruck laut Zeugnisses vom 29. März 1635. Möglich wäre es allerdings, dass er dieselben am Collegium Germanicum in Rom fortsetzte, wie es gewöhnlich heißt, aber wahrscheinlich ist dies nicht. Denn da er schon 1637 Canonieus in Salzburg wurde, hat er wohl dort weiter studiert. Wenigstens darf man das aus dem Umstande schließen, dass er an der Salzburger Universität im Juni 1641 vor dem Professor Felix Pfeffer O. S. B. eine Disputation aus der Logik hielt, die zu Salzburg bei Christophorus Katzenberger in Druck erschien, 78 S. in 4° hat und in hiesiger Bibliothek noch vorhanden ist. Laut Zeugnisses des Dr. Johann Diieler als damaligen Rectors der Universität zu Ingolstadt hat er dort- selbst vom 24. October 1641 bis 25. October 1644 studiert.