Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1886
f) Wenn das Kind jede Mühe, scheut, wenn es sich nie anstrengen will, wenn es lieber im Zimmer bleibt, als mit seinen Geführten im Hofe zu spielen oder in den Garten zu gehen, wenn ein Spaziergang oder eine andere Unterhaltung ihm Mühe bereiten, dann ist es jedenfalls träge. — Nun kann aber auch körperliche Schwäche oder Blutarmut daran Schuld tragen. In einem solchen Falle muss der Arzt befragt werden, und es wäre grausam, die Unthätigkeit eines solchen Kindes zu tadeln. Wenn aber diese Mattigkeit und Saumseligkeit und überhaupt das Meiden jeder Anstrengung nicht aus körperlicher Schwäche entspringt, sondern nur das sogenannte phlegmatische Temperament der Führer ist, da kann nur durch fortwährendes Gewöhnen sbgehol- fen werden, und wir müssen zufrieden sein, wenn wir es so weit gebracht haben, dass wenigstens die Scheu vor der Arbeit unterdrückt ist. Einen Sanguiniker können wir aus ihm ohnedies nicht machen. — Das träge Blut liebt die Bequemlichkeit. Man würde gerne einen Apfel essen, aber der müsste aus der Kammer geholt werden; die schöne Aussicht wäre ein Hochgenuss, aber da müsste man auf den Berg hinauf steigen und es sitzt sich unten so bequem; ja sogar der Freundin wird eine Aufmerksamkeit abgeschlagen, um sich nur nicht vom Fleck rühren zu müssen. —* ln solchen Fällen muss gleich Abhilfe gesucht werden. Man verhindere das träge Nichtsthun so oft als möglich; man sorge für Unterhaltungen, deren Vorbereitungen einige Mühe kostet; die Gesellschaft lebhafter Kinder- ist auch vom besten Einflüsse. Man übertrage solchen Kindern die Besorgung einiger Aufträge; sorge aber besonders dafür, dass die zu verrichtende Arbeit ihnen einiges Interesse biete, und dass dieses Interesse auch erhalten bleibe, damit das Kind an Müdigkeit gar nicht denke. Die Übung stählt dann die Kraft und erweckt auch die Lust zur Arbeit. Versäumen wir das und lassen wir das Kind im Schoosse der Bequemlichkeit ruhen, da entwickelt sich die unüberwindliche Trägheit. Es ist nicht genug, dass eine Arbeit eben gemacht werde ; das ist ja, — im strengsten Falle —- durch Zwang immer zu erreichen; aber die Arbeit soll mit Lust und Freude verrichtet werden. Dein Töchterlein will nicht stricken; fange ihr den Strumpf nur getrost an und sage ihr, dass sie denselben für das arme barfüssige Nachbarsmädchen stricken möge; dasselbe friert. Dadurch weckst du zugleich den Sinn für Wohlthätigkeit und die Arbeit wird ihr leichter fallen. — Schicke sie in Gesellschaft fleissig arbeitender Mädchen; das Ehrgefühl wird sie nach der Arbeit greifen lassen, da sie in der Gesellschaft nicht allein träge bleiben will. — Mit einem Wort trachte dass dein Kind an der Arbeit Vergnügen finde, das wird die Trägheit am besten besiegen. — Fordere aber nie, dass sich dein Kind zu lange mit einer und de r s e 1 b e n Arbeit beschäftige. Kinder spielen gewiss gerne mit dem Ball; würde aber festgesetzt werden, dass täglich von 5 bisfi Uhr Ball unbedingt gespielt werden muss, die Lust würde bald vergehen. Auch soll man ein Kind nicht gleich für träge halten, wenn