Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1886

lé einer Tasse, das Einschlagen einer Fensterscheibe, das sie dann em­pfindlich zu strafen pflegen. Ist dann das arme Kind so unglücklich, aus irgend einem Ver­sehen das grosse Unheil gestiftet zu haben und greift es aus Furcht vor der Strafe zur Nothlüge, so ist das nicht so sehr die Schuld der armen Kindes, sondern vielmehr die der unvernünftigen Eltern. Hat dein Sohn, deine Tochter etwas getlian, dass ihm so entsetzlich ist,.dass sie das Geständniss nicht machen können — lasse sie weder zu lange leiden unter ihrem Schuldbewusstsein, noch treibe sie zur beschönigenden Lüge; hilf ihnen gestehen. Was sie nicht ausspre­chen können, sprich d u; entlaste ihr Gewissen; mache den Geängstigten das Herz wieder leicht; sei du ihr wohlwollender theilnehmender, zuverlässiger Freund. Du bist ja deinem Kinde der Nächste: liebe es am wahrsten. Kannst du mit ihm fühlen, grollst du ihm nicht ob seiner Schwä­chen und Mangel, kann es sich aut dich verlassen und ist alles, was es dir anvertraut, in deiner Brust begraben, — dann wird es sich dir hingebungsvoll nähern, dir rüklialtslos Alles mittheilen und dir freiwillig selbst das gestehen, was ihm sonst keine Macht der Welt abzuringen vermocht hätte! Um aber dies alles erreichen zu können, dazu gehört unaus­sprechlich viel Geduld, Jahre hindurch ein Beobachten, Leiten, Ermahnen und Stützen, Erinnern und Helfen mit gleicher Ausdauer, viel Sorge und viel Mühe und — eine nie ermattende Liebe. Und diese schwere Aufgabe, das Ertragen von ungezählten kleinen Mühen und Lasten von Tag zu Tag, durch Jahr für Jahr ist Euer Beruf, ihr Mütter; darin liegt Euer Helden- tluun! Wenn Euere Thätigkeit im Einzelnen auch kaum zu sehen ist, wenn sie auch unscheinbar und klein zu sein dünkt, so wirkt Eure Treue in ihrer jahrelangen Uebung doch das Höchste, das Grösste: sie schafft den Geist der Zeit. Und eben deshalb hat Mutterliebe, Muttersorge und Mutterarbeit das schönste Denkmal, das es giebt; — nicht in Erz oder Stein: es pranget dort im dankbaren Herzen Euerer guterzogenen Kinder. Anton Falvay.

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