Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1885
7 in elterlichem Hause selbst grösseren Uebeln ausgesetzt werden, als ihnen durch Abhärtung und Kräftigung ihres Körpers beim Schlittschuhlaufen zustossen kann. Die bisher erwähnten, die Ausbildung des Körpers bezweckenden Mittel sind demnach, wie wir sahen, nicht genügend. Alle leiden an dem Mangel, dass sie nicht auf den ganzen Körper gleich bildend wirken, nicht eine jede Muskel iu Bewegung setzen und demnach die proportiönelle Bildung des Körpers nicht befördern können. Es gibt aber ein Mittel, das vollkommen entspricht, das selbstbewusst seinem Ziele entgegen steuert, und dies ist das Turnen. Diesem Bildungsmittel des Körpers aber sind selbst heutzutage noch Viele abhold, und diese ihre Abneigung begründen sie damit, dass sie aus ihren Söhnen keine Komödianten erziehen wollen und es nicht zulassen können, dass diese Arme oder Füsse brechen und dadurch zu Krüppeln werden. Davon aber wollen sie schon gar nichtá hören, dass auch ihre Mädchen turnen sollen. Diese und noch andere Aussagen beweisen, dass die Eltern vom Turnen keinen richtigen Begriff haben, das schulgerechte pädagogische Turnen überhaupt noch nicht gesehen haben und daher von der wohltuenden Wirkung desselben auch nicht überzeugt sein können. Man sieht oft sogenannte wandernde Seilkünstler, deren halsbrecherische Kunststücke die Zuschauer in Bewunderung, ja manchmal bis zur Ohnmacht bringen, und da entsteht der Glaube, die Turnschule hätte auch dergleichen Endziele. Bei so unrichtigem Begriff ist die Scheu vor dem Turnen ganz natürlich, besonders wenn es heisst: dass auch die Mädchen turnen sollen, und es wird noch lange dauern, bis die Eltern das Turnen als einen mit der Muttersprache, dem Rechnen oder andern Bcalien gleichberechtigten Lehrgegenstand ansehen werden. Der richtige Begriff und das wahre Ziel des Turnens ist nach Matolay, dem eigentlichen Begründer des Turnens in Ungarn : eine systematische Körperbewegung, die den Körper entwickelt und gesund erhält.“ Das Ziel desselben bestimmt Adolf Spiess in der Mitte dieses Jahrhunderts, wie folgt: „Eine harmonische Ausbildung des Körpers, dass er der würdige Träger und Diener der Seele sei.“ — Die harmonische Bildung des Kör-