Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1885

8 pers erreichen wir also durch das pädagogische oder Schul­turnen. Und das ist ein Ziel, das Frauen und Männer in gleichem Masse zu erreichen wünschen und auch erreichen sollten. — Jeder lieht das Schöne! Die Frauen nehmen künstliche Nachhilfe zur Hand, um ihre körperlichen Mängel zu verbergen, und indem sie ihre Töchter vom Turnen zurückhalten, also der schönen Entwicke­lung gar keinen Vorschub leisten, zwingen sie dieselben, dereinst ebenso zu handeln. Oft wird Klage gegen die Vorsehung geführt, dass die Frau so schnell welke und der Mann so bald altere; das wäre aber nicht weise genug eingerichtet. Wie schön wäre das Le­ben, wenn beide Teile bis an das Ende ihrer Tage ihre Jugend behielten. Aber was macht den Menschen eigentlich alt ? Durchaus nicht die Reihe der Jahre, nicht das eigentliche Alter, — das Leben zeigt uns ja genug jugendliche Greise und alte Jüng­linge; — der Gemütszustand ist’s, der aber mit dem Wohlbe­finden des Körpers im engsten Zusammenhänge steht. — Im Kampfe um’s Dasein wird die Körperkraft des Mannes ebenso auf eine harte Probe gestellt, wie die der Frau. Glücklich ist, wer genug Kraft besitzt, die vorkommenden Hindernisse zu be­siegen; aber ebenso unglücklich ist derjenige, dessen Kraft im Kampfe bald erlahmt; dem stehen dann Verzagtheit und Ver­stimmung zur Seite und diese bewirken dann das vorzeitige Greisenalter. Daher lasst uns und unsere Kinder turnen, die Knaben so wie die Mädchen; denn die gestärkten Muskeln erhalten uns den Frohsinn des Gemütes. Je kräftiger ein Werkzeug ist, desto länger dauert es, und je schwächer es ist, desto schnel­ler geht es zu Grunde, und dies gilt auch in Bezug auf unse­ren Körper. Die kräftigen, gestählten Muskeln können den äusseren Eindrücken vielmehr widerstehen, als die schwachen und ver­wöhnten. Daraus folgt, dass das Turnen die Möglichkeit des Krankwerdens vermindert und bei eingetretener Krankheit der Körper eine grössere Widerstandsfähigheit auszuüben vermag. Und Krankheit macht doch den Menschen am schnellsten zur Ruine. Verwischt doch die Krankheit am allerersten die

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