Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1883

- is In Ausnahmsfällen können moralische Erzäh­lungen wohl gegeben werden, aber immer nur den Charakter- eigenthiimlichkeiten des Kindes entsprechend und nie in solchem Masse, dass durch derartig leichtere Literatur die Lust zu jedem ernsteren Studium verdorben, in dem Kinde eine wahre Lese- wuth erzeugt und der edlere Geschmack vernichtet werde. Das Lesen bloss zur Unter haitu ng, gestatte man nicht, sondern achte in jedem Falle darauf, dass das Lesen des Kindes mit gründlichem und eingehendem Verständ­nisse des Sachinhaltes geschehe, dass sich das Kind nicht ge­wöhne über unverstandene Einzelheiten fortzulesen und Schwie­rigkeiten zu überspringen, wenn ihm nur der Faden der Geschichte nicht "verloren geht. Ein solches ungründliches Lesen würde Ungründlichkeit und Oberflächlichkeit überhaupt, namentlich aber Gedankenlosigkeit und Leichtfertigkeit zur Folge haben. Um dem vorzubeugen und auch die Unterhaltungslektüre möglichst nutzbringend zu machen, müssen die Eltern auch diese überwachen; sie müssen selbst daran theilnehmen, sie müssen mit Belehrung und Erklärung bei der Hand sein, wenn das Kind fragt; sie müssen freundlich zuhören, wenn das Kind die Ergeb­nisse seiner Lektüre mittheilen möchte; sie müssen durch Ge­spräch über das Gelesene, zum Nachdenken über interessante Stel­len anregen und so dasselbe an ein aufmerksames Lesen gewöhnen; weil es weiss, dass es von dem Gelesenen genaue Kechenschaft geben muss. Auf diese Weise wird das Lesen dem Kinde dop­pelt genussreich, es wird sachlich lehrreich und zugleich bildend für Gemüth und Charakter sein; letzteres insbesondere dadurch, wenn das Kind zugleich angehalten wird, die Lektüre als ein Mittel zu selbstständigen Sichfortbilden zu betrachten und aus derselben für sich Auszüge anzufertigen oder wenigstens in ein kleines Büchlein die Titel der von ihm gelesenen Bücher, die Geburtsdaten, Cliaraktereigenthümlichkeiten und sonstige Haupt­momente aus dem Leben der darin geschilderten berühmten Persöhnlichkeiten einzuzeichnen. Damit das Kind dieser Forderung aber auch gehörig nach- kommen könne, so gilt auch hier der Grundsatz, dass es z u gleicher Zeit nie mehr als ein Buch im Gebrauche hab e, denn es soll nicht Vieles und Vielerlei kunterbunt durch einander, sondern Weniges mit Müsse und Mass lesen. Ein gutes Buch zweimal aufmerksam gelesen, hat mehr Wert, als ein Dutzend Bücher schlecht gelesen, und schon Luther sagt ;

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