Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1880

9 Nicht nur neue Kleider sind immer die reinen, auch alte müssen rein gehalten werden! Selbst das ärmste Kind darf nicht in Lumpen und Fetzen herumlaufen, namentlich nicht in der Schule damit erscheinen; eine Bürste, ein Lappen ist selbst in der Hütte der Aerinsten an zu treffen. Der Kopf werde von frühester Jugend an immer frei ge­halten. Nicht lange Haare, Zöpfe, um der Eitelkeit zu fröhnen; kurz geschorene Haare gehören für Kinder; im Winter keine warme Mützen, welche der Ausdünstung der Kopfhaut hemmend im Wege sind und wodurch schon von Kindesbeinen an ein Übel gezogen wird, das sich in /Schnupfen, Erkältungen und dergl. rächt. Die alten Aegypter gingen stets mit blossen Haupte; Rous­seau empfiehlt, dass man die Kinder Sommer und Winter, Tag und Nacht barhäuptig gehen lassen solle, um sie dadurch gegen alle Einflüsse der Temperatur unempfindlich zu machen. Bedenken wir doch, wie unendlich wir uns an unseren Kin­dern, namentlich an unseren Knaben versündigen, wenn wir sie verweichlichen; wie soll eine solch verhätschelte Puppe u. a. dem Militärdienste Genüge leisten, und wenn die Ausübung des­selben im günstigsten Falle auch nur auf ein Jahr sich er­streckt ?! Von der A b Ii ä rtun g sei übrigens sogleich die Rede, Wenn es wahr ist, „dass nur in einem gesunden Körper eine ge­sunde Seele wohne“, so muss bei Zeiten darauf gesehen werden, dass man dem sonst normal gebildeten Körper eine Kräftigung gebe, die selbst den abnormen Witterungsverhältnissen Trotz zu bieten vermag. Das Abhärten war eine Hauptsache bei den alten griechischen Völkern, namentlich bei den Spartanern; ob- wol man dort in der Anwendung der Mittel zu weit ging, so mag es wol trotzdem schwerlich irgend ein Volk gegeben ha­ben, das dem griechischen an Schönheit und an Kraft ebenbürtig zur Seite gestellt werden könnte. Wollen wir auch keine Spar­taner erziehen, so ist es trotzdem unbedingt nothwendig, diesem Kapitel unsere vollste Aufmerksamkeit zu schenken. Die Grenzen der Klugheit und Massig u n g können auch hier leicht überschritten werden, und es kann, wenn man ohne Einsicht in die Natur des Körpers, ohne Rücksicht auf Umstände, Alter und in­dividuelle Beschaffenheit des Zöglings, des Klimas, der Le- bensart und äusseren Umstände, anstatt der Stärkung des Kör- pers, eher eine Schwächung, eine Zerrüttung desselben herauf be­schworen werden. Die Abhärtung muss succesive, d. h. langsam, stufenweise geschehen. Der Erzieher muss auf die bisherige Lebensweise des Zöglings, auf die vorhergegangene Behandlung Rücksicht neh­men. Beim kleinem Kinde wird sie angebahnt durch das W a- sehen und Baden. Letzteres sollte in den ersten Jahren täglich, später aber wenigstens die Woche ein- bis zweimal vor­genommen werden. Wie natürlich, soll das Wasser anfangs warm sein und nur nach und nach in abgekühlterem bis kalten, immer­hin aber etwas abgestandenem Wasser vollzogen werden. Die Atmosphäre des Badezimmers muss der des Badewassers eine

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