Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1880

tío wie man z. B. ín Prozessangelegenheiten den Advokaten auf* sucht, und, um sich heilen zu lassen, seine Zuflucht zum Arzte nimmt: so muss es wol etwas auf sich haben, wenn man in Dingen, welche auf Erziehung des Kindes sich beziehen, in erster Reihe denjenigen Persönlichkeiten unbedingtes Vertrauen entgegenbringt, die sichs zur Lebensaufgabe gemacht haben, den Menschenzum Menschen zu erziehen. So viel hielten wir für nothwendig vorauszuschicken, ehe wir zur eigentlichen Abhandlung unseres vorgesteckten Themas schritten; wir werden uns im weiter unten Folgenden Mühe geben, unsere, auf eigene Erfahrungen gegründete, noch mehr aber nach Aussagen bewährter Fachmänner niedergelegte Ansichten den p. t. Eltern vorzuführen, welche, wenn sie beherzigt werden, einer­seits eine rationelle Erziehung anzubahnen nicht erfolglos sein und andererseits, die Familie mit der Schule in ein engeres Verhält- niss stellend, der letzteren erspriessliche Dienste leisten werden. Wir stellen also die Frage auf: „Wann hat die Erzie­hung des Kindes zu beginnen?“ Die Antwort hierauf lau­tet: „Die Erziehung des Kindes beginnt mit seiner Geburt.“ Eine wie viel f a che ist die Erziehung ? Antwort: Eine zweifache,. nämlich eine physische und geistige. Wir sprechen zuerst von der leiblichen Behandlung des Kindes und wollen sowol hier wie Lei der geistigen Erziehung zeigen, wovor wir das Kind zu bewahren und wozu wir es anzuhalten haben; oder wie es angeregt werden müsse, damit schon in dessen frühestem Sta­dium der Grund zu einer gediegenen Erziehung gelegt werden könne. Ein tüchtiger Paedagoge, — Dr. Eicckc, — spricht in An­betracht dieser Umstände von einer negativen (bewahrenden) und von einer positiven (mittheilenden) Erziehung. Es gibt wol kein Geschöpf Gottes, welches vom ersten Mo­mente seines Daseins an, so sehr an fremde Hilfe gewiesen wäre, als das Kind. Entzöge man ihm diese, so wäre es, kaum ins Leben ge­treten, dem Tode verfallen; und eben desshalb, weil es vom ersten Augenblicke an an Andere gewiesen, muss ein systematisches Vor­gehen ins Werk gesetzt werden, soll das Kind gedeihen, leiblich wie geistig. Also schon der Säugling bedarf der Erziehung und zwar gründe sich dieselbe auf dieser Stufe auf das Gesetz der Angewöhnung und Nachah m un g. In Bezug auf physische Entwickelung wird bei uns ebenso wie auch anderswo, namentlich bei der wohlhabenden Klasse alles Mögliche aufgeboten, um dieselbe zu fördern. Wir sagen: „alles Mögliche“, und nicht ohne Grund; denn es drängt sich trotzdem die Frage heran : „Wird denn aber wirklich auch alles das befolgt, was dem Kinde zum Vortheile gereicht?“ Nun, da gibt es leider Bedenken. Ist denn eine v e r z ä r t e 1 n d e Behandlung seitens der Eltern eine gute, etwa gar gediegene zu nennen? Nimmermehr! Wie wird das ganz gut entwickelte Kind vor jedem Lüftchen be­wahrt, wie wird es oft in zu warme Kleider gleichsam eingepackt, wie vor jedem Regentropfen bewahrt; — das Mädehen wie häu­fig in zu enge Kleidchen geschnürt, damit es eine schöne Taille

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