Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1880
5 bekomme; in wie viel Füllen werden die Kinder nicht in zu warme Betten gelegt, welche auf den Organismus stets nur nachtheilig einwirken, wie unzählige Male mit Zucker und Schleckwerk überhäuft, was in grösserem Quantum genossen, den Zähnen und dem Magen schadet. Es liesse sich noch ein ganzes Heer von ähnlichen Missgriffen anführen, allein es sei des Erwähnten genug. Wir werden auf Manches, auch hier noch nicht Berührtes gewiss noch zn sprechen kommen. Wie schon erwähnt, gründe sich die Erziehung des Kindes in seinem ersten Stadium auf das Gesetz der Angewöhnung und Nachahmung, da ja von einem selbständigen Handeln hier noch keine Rede sein kann. Worauf, fragen wir, haben die Eltern bei der körperlichen Entwickelung des Kindes besonders zu achten ? Ernst Rudolph*) wünscht bei dem Eintritte des Kindes in die Welt vor Allem eine gesunde Wohnung, ein reines, geräumiges Familienzimmer. „Lasst dasselbe, sagt er, ihr Wohlhabenden, immer grösser sein, als das Empfangszimmer, das doch nnr bei besonderen Gelegenheiten geöffnet wird, während man sich sonst auf die engeren Räume beschränkt.“ Ist doch dies ganz natürlich, in grösseren Räumen ist eher eine reine, unverdorbene Luft zu erwirken, als in kleinen, wol gar finsteren Lokalitäten; je freier die Luft von fremden Beimischungen, desto belebender und erfrischender, nährender und stärkender ist ihre Wirkung, während eine verdorbene Luft dem Gifte gleicht, das störend auf den Organismus einwirkt. Ja, mag man entgegnen, das ist sehr schön gesagt, was sollen aber die weniger Bemittelten, wol gar die Armen thun, welche auf 1—2 Wohnzimmer angewiesen sind? Auch in diesen Fällen lässt sich viel mehr des Guten thun, als man auch nur geahnt. Du kannst selbst dein enges Stübchen zu einem erträglichen Aufenthaltsorte deines Kindes machen, wenn du dessen Luft durch einen angemessenen Zug, namentlich aber durch fleis- siges Lüften verbesserst. Aufstellen von Blattpflanzen während des Tages tliut ebenfalls erspriessliche Dienste. Neben der Wohnung ist es der Nahrungsgenuss, welcher deine Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen muss. Wohl dem Kinde, wenn es die erste Nahrung, die Muttermilch, auch wirklich von seiner und zwar gesunden Mutter erhalten kann! Die Milch ist das erste von der Natur vorgeschriebene Nahrungsmittel des Kindes, diese soll im ersten Jahre aller andern Nahrung vorgezogen werden, selbst dann, wenn deren Beschaffung mit Opfern verbunden wäre. Ist aber die Mutter selbst nicht im Stande, ihr Kind zu stillen, so sei man stets sehr vorsichtig in der Wahl derjenigen Person, welche die erste Pflegerin des Kindes werden soll. In grossen Städten ist dies immer eine ernste Sache; nie möge man seinem Kinde eine Amme geben, bevor sie nicht vom Arzte als solche empfohlen werden kann. Wie viel Krankheiten sind nicht schon durch kranke Ammen auf die armen Kindlein übertragen worden! Bedenket doch, ihr Eltern, dass Gesundheit des Körpers das köstliche irdische Gut *) Schuldirektor in Ronneburg.