Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1880

12 Lebensjahren für seine Entwickelung Sorge zu tragen. Die Eltern haben das Herz des Kindes zu pflegen und für seine moralische Ausbildung zu sorgen. Womit hat es die geistige Erziehung im ersten Kindes­alter zu thun ? Die geistige Erziehung hat es in seiner ersten Pe­riode hauptsächlich mit der Uebung der Sinne zu thun; denn durch diese wird ja erst die geistige Thätigkeit des Gehirns erregt; ferner m i t dem Unterscheiden von Recht und Unrecht und mit dem Gewöhnen an Gehorsam und Beschäftigung- (Bock.) Auch hier ist Hauptgesetz: Man halte Alles vom Kinde ab, an was es sich nicht gewöhnen, und wiederhole beharrlich das, was ihm zur zweiten Natur werden soll; natürlich stets mit der gehörigen Abwechslung- zwischen Thätigkeit und Ruhe, sowie mit ganz allmähliger Steigerung der Ersteren. Wenn das Kind zur Welt kommt, schlummert sein Geist noch tief, und er wird sich nur durch fortgesetste Sinneseindrücke bilden. Ein neugebornes Kind ist völlig bewusstlos. Es sieht und hört nichts, was um ihm her vorgeht, sein Schreien ist nicht der Ausdruck irgend eines Schmerzes. Erst nach längerer Zeit greift es nach dem Lichte, das es umgibt. Jetzt ist aber auch schon die Zeit herangeschritten, in wel eher man zum Erziehen su greifen hat. Gebe man sich ja nicht dem Wahne hin, dass die Pflege des Geis­tes erst mit dem Schulunterrichte beginne. Dieses Vorurtheil ist es eben, was die spätere Wirksamkeit der Lehrer an dem Geiste der Kinder so überaus erschwert. Soll auch d e r Schule die Arbeit an den Kindern erleichtert wer­den, so beginne man schon in der zartesten Jugend mit der Er­ziehung des Geistes. Man stelle doch nur einen Vergleich an mit Kindern, die unter der Leitung verständiger Eltern erzogen wurden mit solchen, die in stumpfer Rohheit aufgewachsen sind! Wir sagten : die geistige Erziehung habe es zuvörderst mit der Uebung der Sinno zu thun. Dies geschieht in folgender Weise: Der Gesichtssinn verlangt ganz besonders eine zweckmässige Uebung; man lasse desshalb das Kind bald grössere, bald kleinere Gegenstände mit den Augen erfassen und verfolgen und gewöhne dann dasselbe einzelne Gegenstände, ein Spielzeug, einen Vogel etc. anzusehen; in verschiedener Entfernung und nach gehörigem Ueben schnell wieder zu erkennen. Bei diesen Uebungen muss natür­lich von Beginn an der Kurzsichtigkeit und dem Schielen vorgebeugt werden. Der Gehörssinn ist in Bezug auf Stärke, Feinheit etc. zu üben, und sind namentlich der Gesang und Musik bedeutende und angenehme Mitte], welche auf diesen Sinn wohlthuend einwirken. Der Geruchssinn lässt sich durch Uebungen im Erken- nen und Unterscheiden von verschieden riechenden Stoffen verfei­nern und schärfen. Beim Geschmacksinn ist recht behutsam umzugehen, indem durch das Verkosten der verschiedensten Speisen leicht ein Grund zu späterer Naschhaftigkeit gelegt werden könnte. Das Gefühlsvermögen ist am ausgeprägtesten, wie bekannt, in den Fingerspitzen. Der eigentliche Tastsinn gehe also dem

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