Evangélikus Elemi Iskola, Budapest, 1880
Opferungen fähigen Liebe ausgerüstete Wesen, das belebend, erwärmend auf das Kinderherz einwirkt; die Mutter ist die von Gott berufene erste Erzieherin, sie ist der Genius der ersten Kindheit,“ Und wo! dem Kinde, dem eine liebende und zugleich verständige Mutter besclieert wurde ! Es müsste in der Welt viel besser zugehen, wenn die Mütter, ich meine die guten Mütter, die Erziehung ihrer Kleinen in die Hand nähmen. Jean Paul sagt einmal : „Gebt uns bessere Mütter, so werden wir bessere Menschen haben!“ Was fehlt wohl den meisten Müttern selbst den gebildeten oder sich wenigstens gebildet dünkenden unserer Tage? Nicht mehr und nicht weniger als die gehörige Vorbildung zu ihrem Mutterberufe. —Es ist. kaum zu glauben, wie wenig Kenntnisse im Allgemeinen — rühmliche Ausnahmen gibt es Gottlob! immer manche Mutter zu diesam so hochbedeutenden Berufe hat! Das Meiste erwartet man vom „natürlichem Takt“, der wird auch in diesem Geschäfte das Richtige finden. Dem Mädchen werden aus sogenanntem Zartgefühl Dinge fern gehalten, die es unbedingt kennen sollte! Reichen stehen doch allerlei Mittel zu Gebote, um sich vorzubereiten; ein paar Romane weniger gelesen, erspart ihnen so viel Zeit, dass sie sich aus einem gediegenen Buche Raths erholen könnten. Wir möchten bei dieser Gelegenheit uns erlauben, auf Bücher hinzuweisen, welche in keiner Hausbibliotkck fehlen sollten, so z. B. „ Bock’s Buch vom gesunden und kranken Menschen“, die Bücher von Kienoke. Pestalozzi: „Wie Gertrud ihre Kinder lehrt.“ „Des Sohnes Erziehung“ von Ernst Böhm u. s. w. Ja, wo bleibt denn der Vater? höre ich fragen. Allerdings sollte die ordnende Hand desselben vom Anfänge an nicht fehlen, aber nehmen wir doch unsere Verhältnisse in Betracht, sehen wir auf die Beschäftigungen der Reichen wie der Armen. In wie wenig Fällen ist da der Vater,— der Versorger der Familie —in der Lage, seiner natürlichen Verpflichtung nachzukommen. Der Beamte sitzt im Bureau von Morgen bis in die Nachmittagsstunden hinein, der Arzt, der Advokat, ja selbst der Lehrer, (dem man es gewiss übel nehmen wird, wenn seine Kinder verzogen heranwachsen,) hat vom Sonnenaufgang bis Sonnenniedergang für die Erhaltung seiner Famile zu sorgen ; der Handwerker, der Taglöhner schafft ununterbrochen, um sich und die Seinigen zu ernähren; kann es uns da Wunder nehmen, wenn der Mutter der Hauptantheil des Erziehungsgeschäftes anheimfällt ? Alle grossen Männer gedenken mit der grössten Ehrfurcht, mit der grössten Dankbarkeit ihrer Mutter; obsehon sie auch vom Vater in tiefer Verehrung sprechen, so steht doch bei allem das Andenken an die Mutter in erster Linie. Ein Beweis, welch grossen Einfluss die Mutter auf das Gemüth der Kinder hat. Ungeachtet dessen wollen wir den Vater seiner Verpflichtung nicht entheben; beide, Vater und Mutter haben die Aufgabe, sowol über die Körperpflege ihrer Kinder zu wachen, als auch — und dies noch in viel erhöhterem Masse, — treu über den Geist derselben zu wachen und schon in den ersten