Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1873

6 Was die Auswahl der zu lesenden Stücke betrifft, so darf diese nicht in einer vom Zufall diktirten Weise getroffen werden, wie ich in einigen Pro­grammen früherer Jahre gelesen, sondern sie muß, falls nicht die einzelnen -Bücher der Reihenfolge nach gelesen werden, daraus berechnet sein, daß dem Schüler das Allervortrefflichste des Cäsar geboten wird. Zu diesen Abschnitten gehört lib. I. Krieg mit den Helvetiern! und Ariovist, lib. II. Krieg mit den Rcrviern und Schlacht am Sabis, lib. Iil. Kampf mit den Alpenvölkern und der interessante Krieg mit den Seevölkern, lib. IV. Sitten der Sueven. erster Rheinübergang, erste Expedition nach Brittanien, lib. V. Zweite Expedition nach Brittanien Ambiorix, Cotta, Sabinus, Cicero und die Eburonen. Der sicherste Weg das oben bezeichnete Ziel bei der Lektüre zu erreichen ist folgender. Der Lehrer hat von den Schülern zuvörderst eine gewissenhafte Vorbe­reitung auf das aufgegebene Pensum zu verlangen. An diese Vorbereitung werden ungleich strengere Anforderungen gemacht als in der Tertia. Der Quar­taner soll nicht mehr „Vokabelnmachen", sondern mittelst Lexikons, Grammatik und Nachdenkens sich präpariren d. h. den Sinn möglichst zu erfassen suchen. Jedoch muß sich Bier eben der Lehrtakt zeigen, der nicht zu viel fordert und dadurch den Schüler zu Unredlichkeiten verleitet. In dem angelegten Vokabeln- hefte sind die unbekannten Wörter aufzuschreiben, bei Substantiven muß die Deklination und das Genus, bei Verben die Grundformen angegeben werden. Alle Eigennamen und geographischen Namen müssen sich daselbst befinden. Dazu ist immer die Grundbedeutung und wenigstens eine in der vorliegenden Stelle möglichst passende hinzuzufügen. Was in diesem Hefte steht, muß der Schüler auöwendiggelernt haben. Stete Controlle und Revision von Seite des Lehrers muß, da häufig lässige Schüler dieser Ausgabe ganz und theilweise aus dem Wege gehen, die strenge Durchführung dieser Präparation erzwingen. Es ist eine wesentliche Ausgabe des Gymnasiums den Schüler in den Besitz der erforderlichen coph vocabulorum zu setzen. Ohne sie ist ein frisches, freies Bewegen innerhalb der lateinischen Sprache nicht möglich. Nach allen Seiten hin machen sich die nachtheiligen Folgen des Mangels an jenem Besitze fühlbar. Wenn schon bei der Lektüre das Verständniß verhältnißmäßig leichter und einfacher Stellen, wo es an der nöthigen Vokabelnkenntniß fehlt, große Schwierigkeiten macht, so tritt dieser Mangel noch störender bei den lateinischen Arbeiten hervor. Daß diesem Uebelstande nur durch eine Methode des Unter­richts vorgebeugt werden kann, welche darauf berechnet ist, dem Gedächtniße der Schüler den erforderlichen Wörterschatz zu dauerndem Besitze zuzusühren, ist unzweifelhaft. Nur darin gehen die Ansichten auseinander, auf welche Weise der Lernende am zweckmäßigsten in den Besitz jenes Wörtervorraths gesetzt werde, ob vorzugsweise im Anschluß an die Lektüre durch Erlernung der bei dieser verkommenden Vokabeln oder durch selbstständig betriebenes, systematisches Vo-,

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