Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1873

Jahre ununterbrochen den lateinischen Unterricht in der Quarta zu ertheilen, so daß von mir mehr als 150 Schüler für das Obergymnasium vorbereitet wurden und mehrere Tausend Exercitia vor meiner korrigireuden Feder gelegen haben. Jetzt nachdem ich die Klasse abgetreten, ist es mir eine Art von Be- dürfniß, mich über die Grundsätze auszusprechen, denen ich gefolgt bin. Um den Unterricht in der Quarta im möglichsten Anschluß an das früher Gelernte fortzuführen und um keine unberechtigten Forderungen an die Schüler zu stellen, ist es zunächst nothwendig, daß sich der Lehrer darüber klar werde, welche Kenntniße der Quartaner aus den frühern Klassen mitbringt. Aus der Prima und Sekunda soll er sämmtliche regelmäßige und alle wichtigen unregelmäßigen lateinischen Formen inne haben, nicht mehr, diese aber mit nie irrender Sicherheit. Diese Formen sind eingeübt an einer möglichst großen Anzahl von Beispielen, in denen sich schon vielfach Gelegenheit geboten, aus Einiges aus der Syntax hinzuweisen. Offenbar ist es weder möglich noch wünschenswerth, die Lektüre in der I. und II. Klasse so einzurichten, daß den Schülern nicht zahlreiche Beispiele des accusativus cum infmitivo, der ablativi absolut!, der Participialconstruktion, des Konjunktivs im indirekten Fragesatze und nach gewissen Konjunktionen wie ut, ne, quum, quominus, quin begegneten. Ebenso muß die Unterscheidung von Subjekt und Objekt, Aktiv und Passiv dem Schüler durch zahllose Hebungen geläufig gemacht sein. In der Tertia hat er aus der Syntax systematisch die Casuslehre, Con- struktion der Städtenamen, Gebrauch der Pronomen, Infinitiv, Supinum, Gerundium und Gerundivum und das Partizip durchgenommeu. Hier hat er auch mit Cornelius eine zusammenhängende Lektüre erhalten, wobei eine vor­hergehende Präparation mittelst des Lexikons wohl anfangs unter genauer An­leitung des Lehrers gefordert wurde. Ein Vokabularium, wohin die aufgeschla­genen Wörter genau eingetragen sind und ein Heft für Anmerkungen, die der Lehrer in der Schule gibt, verstehen sich bei einem angehenden Quartaner vou selbst. In der Construktion einfacher und zusammengesetzter Sätze ist er auch schon vielfach geübt worden. Mit diesen Kenntnißen tritt der Schüler in die Quarta. Hier soll er nun die Syntax beendigen und an der Lektüre Cäsars einerseits seine grammatischen und syntaktischen Kenntniße befestigen, andererseits aber auch sein Wissen durch Zuführung neuer Anschauungen und Begriffe materiell erweitern. Wie ist dieses Ziel am leichtesten, vollständigsten und schnellsten zu erreichen? Gelesen wird in der IV. Gymnasial-Klasse Caesars bellum gallicum. Be­vor her Schüler den Text aufschlägt und zu übersetzen beginnt, muß ein kurzes Wort über Cäsar zur allgemeinen Orientiruug über Zeit und Lebensstellung des Autors, dann über die commcntare vorausgeschickt werden. Hiezu bietet die Einleitung in der Ausgabe von Friedr. Kran er, welche die Schüler in der Hand haben, reichlichen Stoff. Dann müssen nach der beigegebenen Karte Galliens Grenzen, Eintheilung, Flüße und Gebirge genau durchgenommen wer­den. Jetzt erst geht es an das Lesen.

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