Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1873
27 ergriffen wurde, dem Tode zu entreißen, wurde er Mittwoch den 13. August Nachmittags auch von der Krankheit ersaßt und schon Donnerstag den 14. früh um 5 Uhr hatte der noch so rüstige Körper den starken Geist ausgehaucht. Jäh und unerbittlich hatte die Hand des Todes ein reiches, schönes Leben in vollster Kraft geknickt. Vom unbeschreiblichen Schmerze ergriffen standen am Sarge die verlaßene Gattin und die beiden kleinen Knaben, die den schweren Verlust kaum zu fassen im Stande waren. Still und stumm bewegte sich am Vormittag des 15. August der Trauerzug, geleitet von Verwandten, theil- nehmenden Freunden, Lehrern und Schülern zum Friedhofe, der in dieser todten- reichen Zeit immer offen stehend von den Klagen der Leidtragenden Tag für Tag wiederhallte. Am frühgeöffneten Grabe des thcueren Freundes und liebevollen Lehrers konnte der Unterzeichnete, vom tiefsten Weh erfaßt, dem herben Verluste, den die Schule erlitten nur in schwachen Worten Ausdruck verleihen und tief ergriffen sprach Prediger Wilhelm Wohl das Gebet. Nun ruht er in Frieden. Sein ganzes Leben war ein rastloses Ringen nach den schönsten und würdigsten Zielen; sein edles Streben war darauf gerichtet, seinem Berufe, von dessen hoher Aufgabe er durch und durch erfüllt war, gerecht zu werden, und das that er mit Begeisterung, mit einer durch die Arbeit selbst gewonnenen freudigen Lebendigkeit. Deshalb war er auch ein wahrer Lehrer, der mit jener ungestörten Berufsfreudigkeit und mit jenem starken Muthe, womit sichere und erfreuliche Erfolge bei den Schülern erzielt werden können, seine Aufgabe als Lehrer zu lösen wußte. Durch die herrliche Gabe eines klaren und anziehenden Vortrags verstand er es, die Aufmerksamkeit seiner Schüler rege zu erhalten, den Geist derselben zu erhellen und ihre empfänglichen Gemüther zu ernstem, fleißigem Studium anzuspornen Ja, er verstand es so recht, jene Strenge, die getragen von herzlicher Theilnahme und väterlicher Sorge von den Schülern die pünktliche Erfüllung ihrer Pflichten verlangt, auf eine Weise zu üben, die bei dem Schüler nicht Unlust, sondern Liebe und Freude zur Arbeit erzeugt. Die Lehrgegenstände, in denen er vornehmlich in den letzten Jahren Unterricht ertheilte, waren Geographie, Geschichte und deutsche Sprache im Untergymnasium und Geschichte im Obcrgymnasium. Der Mangel eines vollständigen Handbuchs der siebenbürgischen Geschichte, die Liebe zur Wissenschaft und zu seinem Volke führte ihn insonderheit auf das Studium der siebenbürgischen Geschichte. Außer einem umfangreichen Hefte, das er sich zum Behufe der Vorträge über die siebenbürgische Geschichte für die 8. Gymnasial-Klasse angelegt hatte, betrieb er bis zu seinem Lebensende nnermüdlich und mit Liebe die eingehendsten Quellen-Studien und schuf sich auf diese Art selbst den Stoff zur künftigen Geschichtsschreibung. Seine hinter- lassenen Manuscripte enthalten zum Theil selbstständige Arbeiten, zum Theil