Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1872

Andreas II. (1204—1235.) 1. Der Tlironstreit zwischen Andreas nnd seinem Bruder Crmricto (1196—1204.) Die Verfaßung der ungarischen Monarchie besaß, wie fast alle Staaten Europas, kein bestimmtes Erbfolgegesetz. Oft folgte ein jüngerer Bruder dem altern, wenngleich dieser Söhne hinterlassen hatte, und die Söhne selbst ver­langten noch bei Lebzeiten des Vaters Antheil an der Regierung und den Reichs­einkünsten. Wir sehen deshalb) so oft nach dem Tode der ungarischen Könige ihre Söhne sich feindlich gegenüber stehen, um mit den Waffen in der Hand die Krone zu erkämpfen. Dies machte aber die Könige vom Adel abhängig, schwächte die königliche Macht und erfüllte das Land mit Raub und wilder Gewalt. Als Béla III. am 23. April 1196 zu Stnhlweißenburg im 23. Jahre seiner weisen und gerechten Regierung gestorben war, folgte ihm ans dem Throne sein älterer Sohn Emrich, den der Vater noch bei Lebzeiten als Mit­regenten hatte krönen lassen. Aber sein jüngerer Bruder Andreas wollte, weil er das Fürstenthum Halitsch (Galizien) verloren hatte, einen Theil des Reiches als Herzogthum selbst regieren. Als der königliche Bruder ihm dies verweigerte, warb er Truppen an und besttzte Kroatien und Dalmatien. Auch Emrich, auf dessen Seite die Sachsen standen, rüstete sich, bat aber zu­gleich den Papst um seine mächtige Unterstützung. Dieser unterließ es nicht, sich in die weltlichen Angelegenheiten der Fürsten zu mischen; er drohte Andreas mit dem Bann und trug dem Erzbischof von Kalocsa auf, die feindlicken Brüder zu versöhnen. Dem Erzbischof gelang es, einen Frieden zu Stande zu bringen, in welchem Andreas das erhielt, was er gewollt. Er beherrschte als Herzog Daliuatien und Kroatien. (1198.) Aber schon im folgenden Jahre begann Andreas vom Adel und einigen höhern Geistlichen unterstützt wieder die offene Fehde gegen den Bruder. Die ihm ergebenen Geistlichen sprachen über Emrich den Bann ans. Der Papst aber blieb dem Könige gewogen, während er auf Andreas zürnte, weil dieser den seinem Vater Béla III. versprochenen Kreuzzug nicht unternahm, sondern die dazu erhaltenen Summen theils vergeudet hatte, theils zur Führung des Bruderkrieges verwendete. Durch den Papst vom Banne befreit und auf dessen Freundschaft vertrauend,, konnte es der König wagen, den seinem Bruder er­

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