Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1872
13 leihen, theils aus den Schätzen der Geistlichkeit herbeigeschafft. Während er sich so zum Kreuzzuge vorbereitete, erschienen Abgesandte ans Konstantinopel, die ihm die Krone des während des 4. Kreuzzuges errichteten lateinischen Kaiser- thums antrugen. Von leidenschaftlichem Ehrgeize erfüllt, war der König nicht abgeneigt, diesen Antrag anzunehmen. Während der Unterhandlungen wußten aber die Venetianer ihren mächtigen Einfluß im Morgenlande dahin geltend zu machen, daß der Schwiegervater des Königs, Graf Peter von Courtenai zum Kaiser gewählt wurde. Die Venetianer verhinderten dadurch die Vergrößerung der ungarischen Krone, mit der sie wegen des Besitzes von Dalmatien stets auf feindlichem Fuße standen. Aus Rücksicht gegen seinen Schwiegervater über die vereitelte Hoffnung beruhigt, beendigte Andreas mit verdoppeltem Elfer die Vorbereitungen zum Kieuzzuge und trat denselben im August des Jahres 1217 an. Mit einem ansehnlichen Heere brach er ans Ungarn auf und zog nach Dalmatien, wohin ihm mehrere Kreuzfahrer bereits vorausgeeilt waren. Eine große Schaar Siebenbürger Sachsen lagerte schon um Spalatro. Sie waren sanft und friedfertig und hielten auf Zucht und Ordnung. Die Einwohner räumten ihnen eine ganze Vorstadt ein; aber der Sachsen waren so viele, daß Häuser und Gaffen sich füllten und kein Durchgang möglich war. Außerhalb der Stadt mußte ein großer Tbeil der Kreuzfahrer ein Lager ausschlagen. Im Hafen sammelten sich Schiffe aus Venedig, Ankona und Jadra*), welche Andreas zur Ueberfahrt gemiethet hatte. Wegen Mangel an Geld mußte er aber den Venetianer» für die Ueberfahrt alle seine Ansprüche auf Jadra ab- treten. Nachdem er der Kirche von Spalatro einen Str ch Landes geschenkt und von den Geistlichen eine Summe Geldes zur Unterstützung des Kreuzzuges erhalten hatte, schiffte er sich mit seinem Heere ein. Es zählte 10,000 Reiter und die Sachsen. Nach günstiger Fahrt landete die Flotte auf Chpern, vereinigte sich mit den Schaaren des Königs dieser Insel und andern Kreuzfahrern und traf im November 1217 in Accon ein. Nachdem der Köllig mit dem Heere Jerusalem erreicht und im Lager vor der Stadt mit heiliger Begeisterung seine Andachtsübungen verrichtet hatte, führte er sein Heer gegen die Araber. Als diese aber, eine Schlacht vermeidend, sich zurückzogcn, lagerte er sich, über den Jordan zurückgehend, am galiläischen üDteere und besuchte alle jene Orte, welche durch das Leben und Wirken des Heilandes merkwürdig geworden. Ein durch die Uneinigkeit der Anführer mißglückter Angriff des Kreuzheeres, gegen das am Berge Tabor errichtete Lager der Sarazenen, der Tod des Königs von Chpern und die Gefahr des eigenen Todes durch Vergiftung entmuthigten den König so, daß er die Rückkehr beschloß. Und als sogar wiederholte Nachrichten von der zunehmenden Unordnung des ungarischen Reiches eintrafen, welchen der Reichsverweser nicht mehr zu steuern im Stande sei, °) Stadt cm der Küste Dalmatiens.