Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1865
, 8 Aus obiger Tabelle geht hervor, daß Bistritz im Frühling und Sommer wänner als Hermannstadt, im Frühling, Sommer, Herbst und im Durchschnitte wärmer als Kronstadt ist. Die Ursache für die niedrige Temperatur dieser beiden Städte liegt wohl allein in der Nähe der höchsten Gebirge Siebenbürgens, welche eine Wand gegen den südlichen, wärmern Strom bilden, während die hohen Gebirge bei Rodna eine Wand gerade gegen die Ettern, nördlichern Strömungen bilden, und so den wärmern Frühling und Sommer im Vergleich mit Hermannstadt unv Kronstadt bedingen. Dies über den Unterschied der Wärme zwischen Bistritz und den naheliegenden Städten. Früher wurde aber gesagt, in Europa und speciell in Siebenbürgen wären der Sommer und der Winter wärmer und milder, als sie nach der geographischen Breite sein sollten. Fragen wir uns aber nun, um wie viel ist Bistritz speciell wärmer — als es sein sollte nach seiner geographischen Lage? Hierüber geben uns die von Dove verzeichneten Isanomalen Aufschluß. Dove bezeichnet die Abweichung der wirklichen Temperatur eines Ortes von der seiner geographischen Breite nach ihm zukommenden mit „thermische Anomalie," und erhält somit, indem er Orte gleicher Anomalie mit einander verbindet, thermische Isanomalen. Diese thermische Isanomalen hat Dove nun für jeden Monat verzeichnet. Ich finde, daß die Isanomale von -j- 2° im Januar von NO nach SW, im Juli von NW nach SO Oesterreich durchzieht, sich aber immer südlich von Wien hält; ich finde ferner, daß die Iahresisa- nomale von 2° von Moskau herab durch Oesterreich auf die Insel Sicilien losgeht — so daß die thermische Anomalie für Wien 2°, für Berlin über 3y.o, für London etwa 4°.3 beträgt. Nach Reißenberger beträgt nun die thermische Anomalie für Hermannstadt nur 1°.51. Für Bistritz habe ich dieselbe berechnet auf 1°.926, d. h. Bistritz ist um 1 °.926 wärmer, als es nach seiner geographischen Breite sein sollte. Im Verhältniß zu dem Westen Europas übersteigt aber Bistritz, Hermannstadt — ganz Siebenbürgen, wie dies schon Reißenberger gezeigt hat, die ihm durch die geographische Breite zukommende Wärme nicht bedeutend, namentlich ist der Winter bei uns bedeutend kälter, als der des westlichen Europas. Die Durchgänge der Wärme durch's Jahresmittel finden in der Regel im Mai, seltener schon im April aufwärts, im Oktober und Anfang November abwärts statt; es stehen die Monate Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober über dem Jahresmittel, die Monate November, Dezember, Januar, Februar, März, April unter dem Jahresmittel. Was die Wärmevertheilung auf die einzelnen Monate anbelangt, so findet man an der Hand der nachfolgenden Tabelle über die Monats- und Jahresmittel der Luftwärme aus den Jahren 1853—1866, und aus der beiliegenden lithographirten Tafel der Curven für den Gang der Wärme, daß