Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1865
34 dieser Krystallchen der obern Wolke werden nun zu einem Mittelpunkte, um die sich andere Krystallchen ansetzen, und sind diese Krystallgrnppen schwer genug, so fallen sie herab als Schneeflocken im Winter; gelangen diese dagegen im Sommer in die Haufwolke, deren Temperatur unter dem Gefrierpunkte steht, so gehen die Wasserbläschen der Wolke in Eis über, und setzen sich an die Schneeflocke an — so entstehen die Graupeln; an diese reihen sich dann fortwährend neue Eisschichten in Form von Schalen an, so daß das erst jetzt sich bildende Hagelkorn oft eine sehr große Dicke erreichen kann. Dies die Hagelbildung nach Vogel, welche durch die Luftfahrt vou Barral und Bixio 1850 insoweit insbesonders bestätigt wurde, als beide die Möglichkeit, daß Nebel auch unter dem Gefrierpunkte existiren können, ohne zu gefrieren, deutlich selbst sahen. Der Nebel —- den sie durchfuhren, besaß nämlich in einer Höhe von 11000' 0° Temperatur, ging erst in einer Höhe von 18,000' in Eisnadeln über. Die inzwischen liegende 7000' hohe Wolke hatte also Wasserdampf von einer Wärme unter 0°. Die bei dieser Hagelbildung frei gewordene Wärme setzt sich in Elec- tricitätum, wie dies Freiherr v. Baumgartner in den Schriften der Academie der Wissenschaften auseinander setzt. Daher die großen, ein solches Gewitter begleitenden, electrischen Erscheinungen. Es ist daher nach dieser neuern Ansicht die Electricität die Folge der Hagelbildung und nicht, wie Volta meint, die Ursache derselben. Den bei jedem Hagelwetter auftretenden Wirbelwind erklärt Mohr durch den trichterförmigen Strudel kalter Luft, der aus der obern Luftschichte in die untere sich senkt und schraubenförmig wirbelnd zur Erde niederbraußt. Diese eisigen Gebilde, die sich bei diesem Processe in der Atmosphäre bilden, haben nun schon oft auch in diesen 13 Jahren die Hoffnungen der Landleute getäuscht, und unbarmherzig fallen, wiewohl selten, Hagelklumpen in der Größe von Hühnereiern zur Erde. Es wurden aber nun in diesen 13 Jahren unsere Felder heimgesucht von Hagel 38mal, wovon aus die Jahre 1853 — 3; 1854 — 6; 1855 — 2; 1856 — 3; 1857 — 0; 1858 — 2; 1859 — 4; 1860 — 3; 1861 — 1; 1862 — 9; 1863 — 2; 1864 — 0; 1865 — 3 Hagelfälle entfallen. Auf die einzelnen Monate gehen im Ganzen: auf März 3, auf April 6, Mai 7, Juni 12, Juli 4, August 2, September 3 und October 1. Hagelwetter sind an die wärmste Zeit im Jahre gebunden, zugleich aber auch an die wärmsten und feuchtesten Sommer. Nach Pilgram waren 14 heftige Hagelwetter in 113 heißen Sommern, 10 in 71 kühlen und 30 in 102 feuchten Sommern, und ich sinde somit auch ganz richtig das erstere bestättigt im Jahre 1862, denn es fiel 9mal Hagel und das Wärmemittel des Jahres steht auch hoch über dem 13jährigen Mittel. Was die Größe der Hagelkörner betrifft, so haben sie wohl im Allgemeinen einen Durchmesser von 4—6 Linien; größere Stücke fielen am