Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1865

4 Erfolge gekrönt werden, sind hier nur in ganz geringem Maßstabe möglich. Doch es ist auch nicht der Zweck und das Ziel der Meteorologie etwa Wit­terungsregeln oder Wetterprophezeihungen, wie sie wohl in Kalendern angetroffen werden, aufzustellen, im Gegentheil, so wie der Historiker in den Geschichts­quellen sucht und forscht, und erst aus diesen ein zusammenhängendes Bild der ineinander greifenden Bestrebungen der Völker erkennt, so beobachtet, sucht und forscht der Meteorologe in der großen Quelle, der Lufthülle, das, was das Bedingende der jetzigen Witterung sei. Die Beobachtungsjournale sind für den Meteorologen die Chroniken der allgemeinen Witterungsgeschichte. Und wenn nun dem Meteorologen das Resultat seiner Forschung, wenn auch manchen, aber doch noch nicht den gewünschten Nutzen gebracht hat, so läßt er sich hiedurch doch nicht zurückschrecken, sondern lebt der Hoffnung, daß doch der angestrengten Mühe und Arbeit der süße Lohn nicht ausbleiben werde. In der Thal, die jüngst errichteten Centralstationen zu Paris, München, Berliu, Wien u. s. w. sind so recht geeignet den praktischen Nutzen heraus, zufinden: telegraphisch werden Seestürme und herannahende Gewitter signa- lisirt, die Richtung der Winde, die Bewölkung anderer Länder und Gegenden, die Wassermeteore, die 100 Meilen von uns entfernt zur Erde fallen, werden uns in einigen Augenblicken bekannt, und wir können aus diesem schließen, welche Witterung wir etwa zu erwarten haben. Namentlich fördert die mete­orologischen Zwecke die regelmäßige telegraphische Correspondenz, die unlängst in Oesterreich eingeführt wurde. Zehn Stationen Prag, Klagenfurt, Lemberg, Debrezin, Szegedin, Hermannstadt, Agram, Triest, Venedig und Lesina schickten anfangs ihre meteorologischen Telegramme, welche sich aus den atinosphärischen Zustand der Stunde 7 Uhr Morgens beziehen, an die k. k. Centralanstalt ein *). Besonders wichtig ist diese Correspondenz für die Häfen des adria­tischen Meeres, wohin denn die Beobachtungen auch täglich telegraphirt werden. Sind besonders bedeutende atmosphärische Störungen, so werden diese durch Warnsignale zur Kenntniß der Schiffer gebracht. Aber auch einen allgemeinern Werth haben die meteorologischen Beobachtungen. Die Klimate werden erforscht, Pflanzen und Thiere, die dem Menschen Nutzen gewähren, werden gezüchtet und dahin verpflanzt, wohin es eben die durch Beobachtungen erkannten kli­matischen Verhältnisse erlauben. Man sucht Pflanzen und Insekten, um den Nutzen und Schaden derselben zu erkennen, man studirt ihre Lebensweise, ihre Fortpflanzungsart, um die nützlichen Insekten zu schonen, die schädlichen dagegen schon im Keime zu vertilgen; man legt Sammlungen an, nicht um die Thiere im Kasten zu haben oder um bas Auge vielleicht blos an der schönen Form oder Farbe zu ergötzen, sondern um den innern Organismus derselben zu *) In neuester Zeit habe» sich noch die Stationen zu Wnfona, Bluvenz, Ischl, Krakau, Mailand und Pala angeschlofsen.

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