Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1865

12 selten Schaden anrichten. Im Allgemeinen tritt diese Temperaturerniedrigung, wie sie in Nord-Deutschland, so in Mittau, Stettin, Berlin, Arnstadt, Erfurt, auf dem Brocken, Gütersloh, Breslau, Prag, Peissenberg, dann in Paris, Brüssel, Utrecht, London rc. im Mai sich einzufinden pflegt, hier etwas früher ein, in der Regel zu Anfang der zweiten Hälfte des April, während in Rußland diese Rückfälle sich später vom 18—23 Mai geltend machen, d. h. es machen sich die „gestrengen Herren" nach dem „allen Kalender" geltend. Ueberhaupt scheint ganz Siebenbürgen nicht so oft von solchen Maifrösten heimgesucht worden zu sein. E. A. Bielz erwähnt in den „Verhandlungen und Mit­theilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften Bd. XIII, vom Jahre 1562: 2 Junii nix grandine mixta cecidit Bistriciae, ita ut tecta domorum prorsus alba conspieerentur etc. Zwei Jahre später 1564 schneit es wieder am 5. Mai so, daß Obstbäume und Weingärten großen Schaden leiden. 1602 schneit es zu Pfingsten und war kalt wie zu Weihnachten. 1615 am 5. uild 15. Mai war große Kälte bei Klausenburg, welche die Weingärten zerstörte. 1616 am 13. Mai: der heilige Servatius macht sich geltend in Klausenburg. 1619 am 11. Mai: der heilige Mamertus zerstört die Wein­gärten von Dees bis Klausenburg. 1633 am 22. Mai Frost. 1635 am 13., 14., 15., 18., 19., Mai his noctibus frigore perierunt vineae per fotam Transilvaniam. 1639 große Kälte im Mai. 1642, am 25., 26. Mai Schnee und Frost „sind die Weinberge erfroren"» Dies das Wichtigste über den manchmal so gefährlich werdenden Mai. Die Ursache dieser so verderblichen Rückfälle im Mai erklärt Döve (Ueber die Rückfälle der Kälte im Mai) durch die Ausgleichung der Temperatur, die sich geltend machen muß, wenn im Frühling bei uns schon die Wärme weit vorgeschritten ist, während in den Polargegenden noch der Winter mit seiner ganzen eisigen Kälte herrscht. Es strömt dieser kalte Strom in die durch die Wärme dünner gewordenen Lufträume und bringt die Spätfröste hervor. Es ist der letzte schwache Versuch des sterbenden Winters, den er gegen seinen Erzfeind macht. Doch seine Kraft ist gebrochen, von den brennenden Pfeilen der Sonne getrosten und triumphirend lagert sich der Sieger auf das erkämpfte Terrain. Der Juni, Juli uitb August zeigen nichts besonders Merkwürdiges; abwechselnd fällt das Maximum der Wärme bald in diesen, bald in jenen Monat hinein: Es fiel auf den Juni 5 mal, auf den Juli 5 mal, auf den August 3 mal, wie hoch und an welchen Tagen läßt sich leicht aus der Tafel ersehen. Die drei höchsten beobachteten Temperaturen sind: -+- 27°.8 am 19. Juni 1855; +27°.2 am 10. Juli 1865; -}-26°.8 am 3. August 1865. Somit ergibt sich hieraus eine Schwankung der Temperatur im Jahre, in Bezug auf das Maximum und Minimum, aus dem Jahre 1864 mit 46°.5, aus dem Jahre 1855 mit 48°.3.

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