Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1864
48 das Bett mit rothausgenähten Pfühlen bis zur Zimmerdecke vollgestopft, in vielen Häusern nur ein Schaustück, da Erwachsene und Kinder auf dem breiten Heerde oder den breiten Truhen schlafen. An den zwei Wänden zur Linken des Eintretenden ziehen sich unten lange Bänke hin, die zugleich als Laden für die Wäsche und Kleider eingerichtet sind; oben aber hängen an Rahmen Schüsseln und Trinkgeschirre — Kep — bunt bemalt, Erbstücke aus alter Zeit. In der Ecke steht der Tisch, immer darauf das Brod, überdeckt von einem weißen Tischtuch, Bibel, Gesangbuch und Kalender bilden die in einer Mauernische aufgestellte Bibliothek. So ist das Dorf, so das Haus, in dem der Bauer wohnt. Der Einfachheit der Wohnung entspricht auch die Kleidung. Ein aus selbstgepflanztem Hanfe im Hause gefertigtes Hemd, eben solche Unterhosen, ein breiter rother Ledergürtel, der das Hemd über den Hüften überdeckt, ein großer Fllzhut und starke bis zu den Knien reichende Stiefel ohne Absatz, im Winter noch wollene weiße Hosen und ein nur den Oberleib umhüllendes „Kleidchen" sind die Alltagskleidung des Bauern. Als Festkleid tragen die Männer einen langen schwarzen, oben und unten gleich weiten Wollrock oder einen Pelz aus Lamm, fellen. — Verhältnißmäßig reicher ist die Tracht der Frauen, aber scharf geschieden bei verehelichten und Mägden. Soll sich die Magd zur Kirche „schicken," so sucht sie das feinste weiße Hemd hervor, zieht darüber einen blauen oder rein weißen Rock, unten mit rothen und goldfarbigen Bändern eingefaßt, und das rothe oder weiße Mieder, das sich entz der Büste anschmiegt. Dann wird biV weiße mit vielen Spitzen besetzte Schürz-^orgebunden. die Haare in zwei Zöpfe geflochten über der Stirne von hinten her zusammengebunden und der „Borten" aufgesetzt. Es ist. die- ein schwarzer zilindersörmiger oben und unten offener, an der Seite von oben herab aufgeschlitzter Aufsatz aus Wollsammt mit farbigen Stoffen ausgcfüttert. Darunter sinken blaue und rothe bis.zu den Fersen reichende Bänder über den Rücken hinab. Bräute haben oben am Borten ein etwa zollbreites Goldband. Die verehlichten Frauen tragen ein großes viereckiges Batisttuch auf dem Kopfe, so gebunden, daß es die Haare ganz verdeckt und in breitem Flußc über die Schultern fällt. Hinter den Ohren stehen zwei fingerlange Erhöhungen empor an denen mit theureren oder billigeren Nadeln das Tuch festgesteckt ist. Ueber die linke Schulter hängt ein Viereckiges schwarzes Mäntelchen, das tausend Falten zeigt und mancher hübschen Bauernfrau ein ziemlich kokettes Aussehn gibt. Im Hause und bei der Arbeit sind Hemd, Schürze und Kopftuch die einzigen Kleidungsstücke der Frauen. Die Kleidung der städtischen Bewohner folgt der Modezeitung. Die Speisen sind nicht übermäßig mannigfaltig. Brod mit Speck und Zwiebel, zur Abwechselung Polenta mit Käse oder Milch, eine Gemüsesuppe