Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1864

44 des Erwerbes beinahe eben so hoch angerechnet werden muß; so kann man leicht fragen wie denn die Wirthschaftsverhältnisse. der Wohlstand des Gaues nicht vollständig zn Grunde gegangen sind, da ja kein auch nur halbwegs bedeutender einträglicher Verkehr sich findet, welcher die Verluste rasch ersetzen könnte. — Ich glaube nicht der Schönfärberei beschuldigt werden zu können, wenn ich sage, daß die zähe Natur des Nösner Sachsen — denn den beinahe besitzlosen Walachen und Zigeuner geht das Ganze nicht an — das mögliche geleistet hat durch unermüdliche Arbeit und Sparsamkeit. Für die Landgemeinden würde jedoch dies allein zur Erklärung nicht ausreichen, da bekanntlich durch den Ackerbau Verluste in Geld schwerer und langsamen zu ersetzen sind, als durch die beweglichen Gewerbe, so kann man sagen, daß der von Alters her von allen Gemeinden geschlossene Bauhilfeverein das seinige gethan hat um die Wirthschaft des Gaues zu retten. Zwar könnte es scheinen, daß die Verluste des Einzelnen dadurch nur auf das Ganze vertheilt würden, daß das Ganze also gar nicht gewinne, doch ist dem gar nicht also. Dadurch nämlich, daß der Beschädigte rasch und ohne viele Kosten wieder in den Stand gesetzt wird seine Wirthschaft in passenden Gebäuden aufzunehmen, wird er in drei, vier Jahren das Verlorene einbringen und kaum selbst unterstützt, selber unterstützen können. Die Leistungen des Bauhilfevereins kann man daher ein Kapital nennen, daß sich^tnit 50°/o rentirt. Dazu kommt aber noch etwas, das mir von Wich­tigkeit zu sein scheint, nämlich das im Unglück aufrichtende, zum Handeln an­treibende Bewußtsein des nicht Verlassenseins. Traurig daher, daß in neuester Zeit an diesem wohlthätigen, echt germanischen, auf Selbsthilfe durch Verge­sellschaftung beruhenden Vereine zu rütteln versucht wird. Auch die Gewerbe haben Fortschritte gemacht, doch nicht so bedeutende um den Kampf mit der neuen Zeit und der immer größer werdenden Konkurrenz von außen und zeitweiligen Stockungen des Verkehrs ruhig aufnehmen zu können. Die in Deutschland lange schon erpropte Einrichtung der Sparkassen hat sich auch in Bistritz eben der gedrückten Verhältnisse wegen Geltung ver­schafft und bereits in vielen Fällen der drückenden Geldnoth abgeholfen. Neben dem früher bestandenen Sparverein hat sich 1864, schon nach Schluß der in dieser Studie in Betracht kommenden Zeit, ein Vorschuß- und Sparverein in Bistritz, dann ein Sparverein in Iád, Wallendorf. Budák gebildet, Beweis dafür daß was noch thut verstanden und auch meist gewollt wird. Die anschaulich gewordene Kritik der wirthschaftlichen Zustände mancher Länder, die Bettler, kennt man als einheimische im Nösner Gau nicht, „wer arbeitet verhungert nicht" meint der Volksmund mit Recht. Die Masse der an Märkten wegelagernden Bettler stammt ganz aus dem Szeklerlande und den umliegenden Komitaten.

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