Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1864
35 wurden nur notdürftig hergestellt. Da kam mit der Errichtung der Kreisstadt Bistritz eine Menge fremder Beamten angezogen, welche selbst schlechte Wohnungen mit gutem Gelde zahlten. Eine förmliche Bauwuth — meist mit erborgtem Gelde befriedigt — fuhr in die Leute. Häuser erstanden, aber das Geld, für das Gewerbe der unentbehrliche Grund, steckte in den tobten Mauern. Die Möglichkeit sich zu vervollkommnen, ihr Geschäft schwunghafter zu betreiben, war dadurch Vielen benommen. Ferner aber band sich in früherer Zeit der Bistritzer allzu sehr an die Scholle. Schäßburg, Mediasch waren schon die Fremde, die hohe Schule, welche der Geselle bezog, und war er in Hermannstadt oder gar in Kronstadt gewesen, so wußte er sich was Rechtes, und doch, wie stand es in der guten Vorachtundvierziger Zeit auch dort! Zwar haben die fküheren Zünfte durch strenge Strafen auch in Bistritz gesorgt, daß keine Maare zu Markte gebracht wurde, welche nach damaligen Begriffen schlecht waren. Nirgends jedoch und nie haben Strafgesetze das bessere geschaffen, den Fortschritt geboren; das hat nur Streben und Wissen und die Noth gethan. Seit neuerer Zeit ist es wohl besser geworden. Ein dunkles Ahnen mehr vielleicht als sichere Ueberzeugung hat viele junge Leute Hinausgetrieben, weiter als in die frühere Fremde, nach den deutschen Provinzen Oesterreichs und Deutschland, um dort zu sehen und zu lernen. An diese hauptsächlich tritt die Aufgabe heran, durch Anwendung erprobter Verfahrungsweisen die Arbeit zu erleichtern, die Gestehungskosten zu vermindern, die verlorenen Märkte wieder zu gewinnen und neue zu erschließen. Ein Hauptmangel lag früher in dem gänzlichen Mangel und liegt jetzt noch in dem schwachen Besuche der Gewerbe- und Realschulen. Hat sich in den letzten Jahren gleich der Besuch der untersten Klasse gebessert, so sind dafür die höheren beinahe unbesucht; denn, wenn in der höchsten Klasse sich im Durchschnitt nur zwei Bistritzer befinden, so ist das doch ein Jammer." Und gerade hier wird der Grund gelegt für den späteren Fortschritt durch das nöthige Wiffen. Ein Hauptübel für die meisten Bistritzer Gewerbe sind jedenfalls die vielen Märkte der Umgebung. Im Umkreise von vier Meilen ist es durch die Gefälligkeit der Behörden dahin gekommen, daß jeder Tag ein Markttag, der Donnerstag sogar doppelt besetzt ist. Viele derselben werden besucht mit der fast sicheren Voraussetzung nichts zu markten, aber man muß doch versuchen, es könnte doch gerade heute etwas zu machen sein. Dadurch wird aber viel Zeit und noch mehr Geld vertrödelt. Man frage die Handwerker wie oft sie, besonders in den letzten Jahren das Fahrgeld aus dem Kasten haben zahlen müssen, weil sie gar nichts, wie oft sie den ganzen Erlös dafür haben hingeben müssen, weil sie nicht mehr gemarktet hatten. 3*