Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1864

26 Vieh aufzubessern, da er nicht genügend Heu erndtete; er mußte also im Sommer durch nächtliche Winkelhut, nicht immer nur im Brachfeld, sein Vieh für den Verkauf erstarken lassen. Jetzt, wo auf vielen Gemeinden die Größe des Grundbesitzes den Maßstab für die Menge des zu haltenden Viehes gibt, ist es viel besser geworden. Da nämlich das Recht Vieh zu halten, die sogenannten Weidezettel — zu 3 bis 5 fl. erkauft werden kann; so kann der ärmere ohne zu sehr gedrückt zu werden, einen seinen Kräften entsprechenden Viehstand halten und die anderen haben doch wenigstens eine Entschädigung dafür, daß ihr Nutzungsrecht ein Jahr hindurch schläft. Am liebsten züchtet sich der sächsische Bauer sein Vieh selbst. Die Kühe werden daher wenig als Milchthiere für das Haus benützt, sondern dem Kalbe wird die Milch so viel als möglich gelassen. Aber auch junge fremde Rinder werden gerne gekauft und großgezogen; leicht begreiflich, da ein jähriges Rind auf den Märkten kaum einen größeren Preis hat als ein 4 Wochen altes Kalb, vom 3. Jahre an die Preise aber äußerst rasch steigen. Die Pferdezucht wird zwar in allen Ortschaften betrieben am stärksten jedoch in der unteren Vorstadt von Bistritz, Jad, Neudorf, Senndors, Treppen.. Den Verkehr mit Rindvieh und Pferden erleichtern die zahlreichen jährlich wiederkehrenden Märkte. In Bistritz und Lechnitz finden nach den Daten, welche die Viehzeltel der Jahre 1859 bis 1863 — wegen der Dürre in Ungarn, schwächere Jahre — an die Hand geben, im Mittel.20000 Kaufverträge statt, Schafe, Ziegen. Schweine nicht ge­rechnet. Ein Drittel aller Geschäfte wurde zwischen Fremden und Distrikts­leuten abgeschlossen; es kauften nämlich letztere 1976 Stück meist Kleinvieh, verkauften aber 4755 und zwar zum größeren Theil Ochsen und Pferde. Die fremden Käufer gehören dem östlichen Theile Ungarns an, dem Banat bis zur Maramoros. Aber auch auf den Märkten von' Sächsisch Steen, Mocs, St. Peter, wird von den Bauern des Gaues viel Vieh, in Steen Pferde verkauft, gewiß nicht zu viel gerechnet 700 Stück, dafür etwa 300 gekauft. Da nun der Durchschnittspreis des Viehes sich auf 46 bis 47 fl. das Stück stellt, so kann der Viehverkehr im Ganzen auf eine Million Gulden veranschlagt werden, wovon mehr als 350000 auf die Bewohner des Gaues entfallen. Dem Ange­führten zu Folge verkauft dabei der ganze Gau 3179 Stück mehr, als er einkauft, woraus sich beiläfig die Größe der jährlichen Produktion an Vieh, dann aber auch die aus der Viehzucht erwachsende Einnahme finden läßt. Zum Durch­schnittspreise gerechnet, würde nämlich jährlich eine Summe von 146000 fl. durch die Viehzucht gewonnen, freilich kaum so viel als durch die Steuern wieder genommen wird. Welche Bedeutung die Viehzucht, bei ber früher nachgewie- (enen Uneinträglichkeit des Ackerbaues für den Gau hat. wird Jeder nun leicht ermessen; zu wünschen wäre es nur, daß betreffs der Zucht besser vorgesorgt lverde, als es noch jetzt meistentheils geschieht-. Ich habe mir die Gemeindestiere

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