Evangelischen obergymnasiums, Bistritz, 1864
21 Vieh, so daß sie nicht zum eigentlichen Proletariat gerechnet werden können. In manchen Gemeinden findet sich kein einziger, in den ärmsten kaum 10—15 Wirthe. die ihre Felder nicht mit eigenem Gespann pflügten. Weniger günstig, als die durchschnittliche Größe des Besitzes, stellt sich für den Ackerbau die Größe der einzelnen Parzellen. Die mittlere Größe der Parzellen — die den Gemeinden gehörigen größeren Stücke Weide und Wald nicht gerechnet — stellt sich auf nur 400 Quadrat-Klaftern oder ein Viertel Joch. Auf einigen Gemeinden sinkt diese Zahl noch tiefer. In Baierdorf ist die durchschnittliche Größe z. B. nur 245 Klaftern; unter 100 Aeckern sind 75 kleiner als 400 Klafter^, unter 100 Wiesen 84 kleiner als 300 Klaftere Selbst in den Gemeinden, in denen die Parzellirung nicht so weit geht. — wie in Jad, Lechnitz — stellt sich das Mittel nur auf 500 bis 600 Klaftern, nur in Walthersdorf auf 800. Wohl machen in allen Gemeinden, die nur 5 Klafter im Mittel messenden Krautgärtchen und 60" großen Hanftheile, in Treppen die Zwiebeltheile einen bedeutenden Theil der Parzellen aus, so in Jad über 2800; dennoch ist solche Zerstückelung groß genug, um eine bessere Wirrhschaft schwer, wenn nicht fruchtlos zu machen. Mancher Bauer wandert an demselben Tage auf 3 bis 5 verschiedene auseinander gelegene Grundstücke, und verbraucht einen guten Theil des Tages mit Spazierengehen. Dann ist es rein fruchtlos seinen Acker rein zu jäten, wenn es der Nachbar nicht ebenfalls thut; denn wo der ganze Grund zwei Schritte breit ist, kommt das Unkraut auch vom vierten Nachbar leicht herüber. Ebenso ist ein ordentliches Düngen eine schwere Sache, da der beste Theil mit dem Regenwasser in den allzu nahen Graben fließt und dem Acker gar nicht zu Gute kommt. Die Arbeitsgeräthe des Landmannes sind noch meist die alten urwüchsigen Pflüge, die durchaus hölzernen Eggen und breiten Hauen. Besonders die hier übliche Art des Wendepfluges wird noch lange nicht, selbst von beffer gebauten, verdrängt werden. Einer der geachtetsten Bauern, der sich auf der Wiener Ausstellung besonders betreffs der Pflüge umgesehen, sagte mir darüber folgendes: „Es ist wahr mit diesen neuartigen Pflügen wird die Arbeit für den weniger Geübten sehr leicht, wer aber den alten Pflug zu führen und zu stellen versteht arbeitet leichter und beffer." Der Boden des Gaues, besonders in den nördlichen gebirgsnahen Theilen, fordert eine beständige Aufbesserung durch Düngung. Nimmt man die Gesammtzahl des Viehes gleich 20000 Rindern an, von 5 Centner mittlerem lebendem Gewicht, so würde nach bekannter Rechnungsweise — 12faches lebendes Gewicht Heuwerth zur Nahrung und doppeltes Gewicht des Heuwerthcs als Dünger — im Winterhalbjahr eine Düngermaffe von 1.200,000 Centner