Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1863

25 Hier kommt er ja selbst, der Gebieter, heran, Und hält in den Armen den klaren Beweis, Er habe in eig'nem verderblichen Wahn, Wenn's sagen ich darf, ohne fremdes Geheiß Den Fehltritt gethan. Hierauf stimmt Kreon im Zweigespräch mit dem ihm antwortenden Chore den Schlußkommos, den letzten Traucrgesang an, dessen Jammertöne plötzlich durch die Schreckensnachricht von dem letzten harten Schicksalsschlag, der den gebeugten König trifft, von dem verzweifelten Selbstmorde seiner ihn verwünschenden Gemahlin unterbrochen wer­den, um sofort in den wehmüthigsten, von dem vernichtenden Gefühl seiner Unmacht und seines bis zur tiefsten' Stufe menschlicher Kläglichkeit herabgesunkenen JchS getragenen Akkorden ersterbend zu verklingen, worauf das Ganze eine ernste Warnung des Chores in würdiger Weise abschließt. Ich laste diese letzte Scene (B. 1261 bis Ende) vollständig über­setzt hier folgen: Erste Strophe. Kreon. O >veh der wirren Sinnesart, Wo Starrsinn sich mit Jrrthum paart, Zum Tode zückt die Schwerter! Ach, ach! der hier im Tode ruht, Ihr seht ihn mit dem Mörder Bon gleichem Stamme, gleichem Blut. O weh, mein Rath Schuf böse That! O weh, mein Sohn! so früh gereist Fielst du als Frühlingsfrucht Vom Lebensbaum! Ach Schmerz ergreift, Ja Schmerz Mein Herz, Das dich vergebens sucht! Dahin bist du, dahin! Nicht du bist Schuld—es ist Meiu eigner schlecht berathner Sinn. Chor. O weh! mir scheinr, daß nun zu spät Dein Blick das Richtige erspäht.

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