Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1863
24 Nicht verweil' Länger noch auf dem Parnaß Hoch und steil, Noch auf jener Meeresstraß', Wo die Fluth braust überlaut! Zweite Gegenstrophe. Nun wohlan! Geh' voran, Du Führer der Sterne Mit funkelndem Schein, Du Führer der Reih'n, Die nächtlich so gerne Dir folgen mit Sang O erschein', Du des Zeus Edles Reis! Komm aus Naxos — rings umgeben Von Thyien, die ihr Leben Für und für Rasend deinem Dienste weih'n, Die ob dir, Hoher Herr, sich tanzend freun Und dich feiern Nächte lang. Dieses Gebet des Chores sollte aber keine Erhörung finden. Ja nu; um so erschütt- ember wirkt der Schluß (ExodoS) des erhabenen Trauerspieles, wenn jetzt (V. 1154 it.) nach dem Berichte eines aus der Bühne erscheinenden Boten ein Opfer um das andere fällt zur Sühne der auf dem ganzen Labdakidengeschlechte lastenden Schuld. PolyneikeS zwar hatte die Ehre einer ordentlichen Bestattung erfahren. Allein für die früher schon weggeführte Antigone kam die Rettung zu spät. Sie hatte sich bereits aus Verzweiflung in der Grabkammer ausgehängt. Ihr Bräutigam Hämon hielt in sprachlosem Schrecken den ent- seelten Leib seiner Geliebten umklammert. Die Erscheinung des Königs, der dazu kommt und ob des Geschehenen seinen Sohn reumüthig um Vergebung anfleht, versetzt diesen in eine solche Raserei, daß er den Dolch nach dem eigenen Vater zückt und, da er ihn ver- fehlt, mit demselben sich selbst durchbohrt. Unter dem schmerzlichen Eindrücke dieser Erzählung geht des Königs Gemahlin Eurydike, die solches mit angehört hatte, stumm hinweg. Mittlerweile steht der Chor den König selbst, die Leiche seines auf einer Bahre herbeigetragenen Sohnes im Arme haltend, herannahen, was ihn (V. 1257 u.) zu der Bemerkung veranlaßte: