Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862
29 Zeit freier zu bewegen. Diese -Freiheit fl riet aber nirgends aus in fitten und zügellose Ausgelassenheit, sondern bewegt sich stets in den Schranken strenger Sitte und Ehrbarkeit. Und wenn jemals diese Feste ausarteten, wenn irgend einmal die Handhabung der strengen Schuldisciplm (in welcher der Stock natürlich eilte große Rolle spielt *) eintreten mußte, so wurde dieselbe gehandhabt in einer Art, die sicher das gehörige Maß nicht überschritt. Denn die Lehrer, auf deutschen Universitäten gebildet, sahen, wohl ein, daß die Zucht durch Strafe nicht das hauptsächlichste Bildungs-. mittel sei. Und dies führt nun wohl auf die Darlegung der Art, wie und wo sich die Lehrer der Schulen die nöthige Vorbildung erwarben. Immer hat es Männer gegeben, und selbst die unseligen Zeiten des Verfalls der Kirche und Schule machen hievon keine Ausnahme, welche ihr Wisien zu erweitern, ihren Drang nach höherem Wisien zu befriedigeu, hinauszogen in das weite Mutterland und an der Seite gelehrter Träger der Wissenschaft ihren wissenschaftlichen Gesichtskreis erweiterten. Finden wir doch in der Zeit, wo die Resormatton Deutschland bewegte, 23 Sachsen aus Siebenbürgen, welche der ungarischen Landsmannschaft in Wien vorstehen**). Neben dieser Universität haben sie sicher auch andere besucht. Denn der starke und häufige Besuch einer Universität hängt ja nur ab von dem Auftreten eines berühmt gewordenen Lehrers. Nicht nur heute (affen sich die Söhne der Sachsen Siebenbürgens dadurch zur Wahl einer bestimm- ten Universität bestimmen; dieser Zug ist ihnen auch in jener Zeit und immer eigen gewesen. Durch das Auftreten Luthers und Melanchthons wurde Wittenberg ausschließlich die von den Sachsen besuchte Universität. Und die Zeitverhältnisse nöthigten dazu, aus diesem Borne ihre wissenschaftliche Ausbildung zu holen. Es galt ja damals die neue reformátor- ische Lehre aus dem selbsteigenen Munde der Reformatoren zu höre» und von der tüchtigen Durcharbeitung dieser Lehre war nothwendig ihre künftige Stellung im Leben abhängig. Denn wenn die einheimischen Kräfte, die an der Schule zu wirken haben, zu schwach, oder aber wenn gar keine tüchtigen Männer vorhanden sind, das schwierige Werk des Lehrers *) HonteruS in seiner „Constitutio Scholae Coronensis“ sagt in der Abtheilung II, Legen scholasticae: Poenas dabit coneieo ferula corpore Quo gladio in hosce sontes animadvertimu* 5. Duck: Geschichte deS Kronstädter Gymnasiums, S. 126. **) Teutsck, a. o. 0., E. 3.