Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862

23 Nichts gethan: das Uebel mußte von Grund aus vernichtet werden. Und die Vernichtung dieses Uebels war auch in unserem Lande einer Zeit auf­behalten, welcher an großartiger!! Bestrebungen keine gleichzusetzen ist. Die Reformation der Kirche sollte auch eine Reformation der Schulen bewerk­stelligen. Wie in dem deutschen Mutterlande gehen beide auch in dem siebenbürgischen Sachsenlande Hand in Hand. Denn auch hier erkennt man, daß das große Werk nur dadurch Bestand haben werde, daß das kommende Geschlecht in der neuen Lehre gleichsam großgezogen und un­terrichtet werden müsse. Daher ist es das eifrige Bestreben der Männer, welche die neue Lehre ins Land bringen, sich mit ihrer Lehre nicht etwa an die Erwachsenen ausschließlich, sondern besonders an die Kinder zu wenden und sie in Schulen darin zu unterweisen. Darum errichtet jener Dominikanermönch Gregorius, unterstützt von dem Rathsherrn Hecht in Hermannstadt, zunächst eine Schule. Aus diesem Grunde ist die erste Thätigkeit des Johannes Honterus vor allem auf den Unterricht der Kin­der gerichtet. Und was lehrte man die Kinder? Worin wurden sie unter­wiesen? Lieber diese Fragen suchen wir vergeblich irgend eine genaue Kennt- niß zu erhalten, denn über die innere Einrichtung dieser Schulen fehlen uns alle historischen Daten. Daß aber das von den Reformatoren Deutschlands so stark betonte religiöse Element.auch von den siebenbürgisch-sächsischen Reformatoren in seiner hohen Bedeutung erkannt und in den Vordergrund gestellt morden ist, ist sicher anzunehmen. Und es ist sehr wahrscheinlich, daß jenes oben erwähnte Elementarbuch Luthers auch in den siebenbür- gisch-sächnschen Volksschulen Eingang gefunden hat. Ich glaube dieses schließen zu dürfen aus einem noch vor kurzem in unseren Elementar­schulen im Gebrauche gewesenen, und in vielen Dorfschulen vielleicht noch heute üblichen Elementarbuche, welches, wenn es nicht jenes Luther'sche ist, doch dem ähnlich eingerichtet ist. (Es enthält die Elemente, das Vater Un­ser, den Glauben, die zehn Gebote, Gebet vor und nach dem Essen [Be- nodicito, Gratias], die Sakramente, die lutherischen Morgen- und Abend­gebete, zwei Psalmen und das Einmaleins). Daß der von Luther geschrie­bene kleine Katechismus in den damaligen Schulen, wie noch heute in den Dorfschulen, eine große Rolle spielte, brauche ich kaum zu erwähnen. Und wenn wir die Anhänglichkeit sehen, welche unsere Landleute dem Gesang­buche gegenüber beobachten und bedenken, daß auch heute noch die höchste Stufe der Ausbildung besonders im Religionsunterrichte an dieses Kleinod der evangelischen Kirche geknüpft ist, so dürften wir keinen Fehlschluß thun, daß auch in jenen Zeiten des Durchbruches der Reformation es in

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