Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862

24 den Dorfschulen ähnlich ausgesehen haben mag wie vor kurzer Zeit. Denn unsere Landleute lasten sich sehr schwer dazu bereden, eine Sache anders zu machen, als sie dieselbe von ihren Vätern ererbt haben. Freilich kam in jener Zeit noch das sprachliche Element hinzu. Es wurde selbst auf den Dorstchulen von den klassischen Sprachen wenigstens Latein gelehrt als die Sprache, deren Kenntniß damals so unbedingt nothwendig war. Doch fehlen uns auch nicht Beispiele von Dorfschulen, in welchen selbst griechisch gelehrt wurde*). Nehmen wir nun noch schließlich hinzu das Rech- nen **) und Schreiben, so dürfte der Kreis der Wistenschaften, welche in den Volksschulen betrieben worden, geschlossen sein. Vergleichen wir die so eingerichteten Volksschulen mit denen im deutschen Mutterlande, so finden wir, daß es die nämlichen Grundsätze sind, nach denen die Volksschulen eingerichtet werden. Wir finden dieselben aber noch mehr in der Einricht­ung der sogenannten „großen" oder Stadtschulen, woher die Dorfsschulen mit Lehrern versehen werden. In diesen Stadtschulen werden sie unter­richtet und zu ihrem wichtigen Werke der Volksbildung erzogen. Denn so wie der Distrikt oder der Stuhl in politischer Beziehung von der Obrig keit des Vorortes abhängig war und noch heutzutage ist, so wie die Seel­sorger der Gemeinden aus dem Lehrerkreise der Schule des Vorortes ge­wählt werden, so erhalten die Dorssschullehrer auf der Schule desselben ihre Bildung. Ja nicht nur zu Dorfsschullehrern sondern auch zu Seelsorgern bestimmter Gemeinden können die Zöglinge jener Schulen gewählt werden. Daher erhalten diese Stadtschulen oder lateinischen Schulen, wie sie wohl ausschließlich genannt werden, eine ganz besonders wichtige Stellung und Bedeutung. „Ihre Sendung wurde mit dem neuen Zeitpunkte eine ungleich bedeutendere, tief eingreifendere. Der neue Glaube, mit solcher Begeisterung und Liebe erfaßt, mußte befestigt, mußte in aller seiner Rein­heit bewahrt werden, wenn nicht die Gemüther haltlos der stürmischen Gährung auf dem Gebiete religiöser Meinungen überliefert werden sollten. Das aber sollte die Schule thun. Sie sollte nicht nur, wie bisher, den Bürger erziehen, den Volksschullehrer vorbilden, sondern sie sollte vor Al­*) Teutsch, Gesch. d. Schäßb. Gymn. Schulprogr. 185£, Seite 11: „Die klassischen Sprachen lehrte man damals überall. ES hat sich getroffen, daß ein Schüler nach ab- solvirten Studien in Schäßburg nach Birthälm gezogen, daselbst mehr griechisch zu ler­nen, und dann — die Bauernknaben in „griechischer Grammatika" desto besser zu üben". **) Die Schulordnung von Deutsch-Kreuz schreibt es dem Lehrer vor jeden Sonnabend ein Exercitium arithmeticum zu halten, „anff daß sie auch in der Rechnung sich üben". Ibidem. S. 11. .

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