Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1862

13 ti óit ín Bezug auf das religiöse Gefühl der Menschen eine so großartige war, so ist sie es auch in Bezug auf die Fortbildung der Schulen gewe- fen. Denn die Reformatoren sahen wohl ein, daß ihr Werk nur dann Bestand haben würde, wenn es in dem Volke eine feste Grundlage hätte. Das folgende Geschlecht sollte ja ihre Ansichten sich aneignen, und wenn es nöthig sein sollte selbst Gut und Leben daran setzen. Daher wandten sie, gegen die Art der verfallenen Scholastik, gegen das Wesen des über- müthigen Humanismus, ihr Hauptaugenmerk auf die Bildung, Hebung und feste Begründung der Volksschule. In ihr sollte das neue Geschlecht die neue Lehre gleichsam mit der Muttermilch eintrinken und ihr anhangen sein Leben lang. Und hatte die bisherige Zeit aus die Bildung des weib­lichen Geschlechtes wenig, ja gar keine Rücksicht genommen, so wissen die Reformatoren in ihrem praktischen Geiste die Bildung desselben gehörig zu würdigen. Denn sie sehen wohl ein, daß das Weib, die Familien­mutter, recht eigentlich die schwere Aufgabe und Pflicht zu erfüllen hat, in den ersten Kinderjahren am folgenden Geschlechte das wesentlich erzieh­liche Element auszuüben. Sie erkennen es ganz gut, daß die erste Bil­dung des Volkes ausgehen müsse aus dem Hause und daß da die Mutter ganz besonders geeignet sei, die Erzieherin und Bildnerin ihrer Kinder zu " werden. Daher legen sie so großes Gewicht auf Töchterschulen, welche ne­ben den bisherigen Knabenschulen eingerichtet und welche wohl auch von Frauen geleitet werden. Und ihrem Zwecke gemäß die neue Lehre im Volke zu befestigen, und durch dieses der neuen Sache den Sieg um so gewisser zu sichern, lassen sie die Erziehung und Bildung eine speziell christliche werden. Diesen Zweck verfolgt Luther mit der ganzen Kraft seines großen Geistes in sei­nem ganzen Leben. Und um das Ziel um so besser zu erreichen, schreibt er für die Volksschulen ein Elementarbuch, welches neben den Elementen enthielt) das Vater Unser, den Glauben, die" Sakramente und Morgen- und Abendgebete, die mit jenem tiefgefühlten, innigen „das walte Gott" beginnen. Und wird nun schon durch dieses Büchlein dem Kinde Fröm- migkeit und Religiosität eingeprägt, so geschieht dieses in weit höherem Maße durch seinen weitverbreiteten Katechismus, der wegen seiner Kürze nnd Bündigkeit alle ähnlichen Versuche weit übertroffen hat. Er schrieb ihn bekanntlich wie er sagt für „einfältige Pfarrherren", von deren Un- kenntniß in religiösen Dingen er sich auf seiner Vifitationsreise zur Ge­nüge und zum Ueberdruße überzeugt hatte. Dazu kommen nun noch jene tiefgefühlten, innigen Kirchenlieder, die in den Schulen gelernt und betrat

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