Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1861

6 Wen« wir die angeführten Worte des Organisations-Entwurfes für \>k Kreise, welche dem unterrichtenden Theile der Schule angehören, einer weiteren Ausführung nicht bedürftig halten, so wird uns dieses zur Erreichung des Zweckes, den diese Zeilen anstreben, zur unabweislichen Nothwendigkeit, weil die Wechselwirkung zwischen einer entsprechenden Lectüre und einem entsprechenden Unterricht auf die gedeihliche geistige Entwicklung des Schülers dadurch auch dem klarer werden dürfte, der nicht in unmittelbarer Beziehung zur Schule steht. Das ist auch der Grund, daß wir den sonst für eine wissenschaftliche Abhandlung bestimm­ten Programmsranm diesmal für eine Berichterstattung über die Gym- nasial-Bibliothek verwenden, wofür wir auch in dem Umstande die Be­richtigung suchen, weil dadurch ein Stück der inneren Geschichte des Gym­nasiums, das sich auf die Wirksamkeit desselben auch nach Außen be­zieht , geliefert wird, wozu der Raum in einem Programme kein unge­eigneter sein dürfte. Wir beginnen also mit der Untersuchung, welche Aufgabe die Schüler-Bibliothek zur Erreichung der Schulzweeke habe? Wenn das Kind, welches betreffs seiner geistigen Ausbildung ver­trauensvoll der Leitung der Schule übergeben wurde, an der Hand der­selben mit mehr oder weniger Schwierigkeit die technische Fertigkeit des Lesens erlernt, hat, so besteht die nächste weitere Aufgabe der Schule darin, dem Kinde nun die Fähigkeit beizubringen, sich das Gelesene auch zum Verständniß zu bringen. Ein dem kindlichen Sinne und der kindli­chen Auffassungskraft angemessenes Lesebuch dem Schüler in die Hand zu geben, wird eine ernste Pflicht der Schule sein müssen, wenn das Kind von allem Anfang in den Buchstaben nicht tobte Zeichen, sondern belebte Wesen erblicken soll, die durch ihre Zusammenstellung ein abge­rundetes, leichtverständliches Ganze bilden, entweder in der Form einer einfachen Belehrung, eines anmuthigen Mährchens, einer ansprechenden Erzählung oder eines scherzhaften Schwankes. Denk- und Sprechübungen von einem guten Lehrer geleitet, werben weiter- dafür sorgen, daß der Ideenkreis der Schüler sich immer mehr erweitere, und dadurch die Wiß- begierde gefördert werde. Der Knabe tritt nunmehr in das Gymnasium. Das Gebiet des ihm Vorgetragenen wird immer größer, Völker- uud Län­derkunde, die Naturgeschichte reizen ihn an seiner Umgebung nicht theil-

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