Evangelischen gymnasiums, Bistritz, 1861

7 nahmlos vorkiberzugehen, in allem wird der erweckte Durst seines Wissens- Nahrung und Anregung zu fernerem Streben finden. Nunmehr tritt auch die Geschichte, die Lehrerinder Menschen, an ihn heran; die Lebensbe­schreibungen berühmter Männer treten für ihn aus dem Kreise der Fa­bel heraus, sie nehmen für ihn eine lebendige Gestalt an, er kennt den Schauplatz ihrer Thätigkeit, die Namen der Städte und Länder, die früher für ihn todte Begriffe waren, verkörpern sich ihm. Das schöne Griechenland, das fruchtbare Egypten, das unwirthbare Aethiopien, das handeltreibende Phönizien, die Wunder Indiens, die Stätten, wo einst der Heiland gewandelt, sie treten für ihn in den Kreis des Bekannten. Ach wie schön hat der Lehrer von ihnen erzählt! Wie schön müßte es sein von ihnen mehr zu wissen, Ausführlicheres lesen zu können! Tritt nun der Knabe in die Hallen der Vorzeit an der Hand der einfachen weisen Männer, deren Geistes-Werke uns heute noch Leitsterne des Guten und Schönen sind, hört er von ihnen in schlichter Weise die Geschicke der Völker erzählen, die längst schon ihren Platz mit anderen vertauschten, da fühlt er sich abermal mächtig angeregt alle jene Hilfsmittel zu nützen, die ihm das volle Verständniß der Alten erschließen, die ihn begreifen lehren: daß Einfachheit und Sitte des Lebens größter Reichthum, die Liebe zum Vaterlande die erste Tugend sei. Neben dem Studium der alten Clasiiker, die eine von der unsrigen so verschiedene Lebensanschau­ung zeichnen, führt das Studium der Muttersprache in die vaterländi­schen Haine; dort trifft der Jüngling die Heroen der eigenen Nation. Die Schule hat ihn Bruchstücke ihrer herrlichen Werke kennen und wür­digen gelernt, es drängt ihn mehr von ihnen zu wissen, als er von der Schule, die nur anregt äber nicht erschöpft, erfahren konnte; es drängt ihn auch nur theilweise die Schätze jener Männer als heiliges Erbe zu heben, jener Männer, die für den Ruhm des deutschen Namens und dessen Unvergänglichkeit mehr zu leisten im Stande waren, als es Kaiser und Könige vermochten. Soll ich noch weiter ausführen, wie fast jede Wissenschaft den strebsamen Schüler von Stufe zu Stufe anregt, sich weiter in dem Reiche dieses Wissens zu ergehen? Wie die Natur-Wissenschaften beider jetzigen Richtung der Zeit, die neueren Sprachen, endlich die absichtliche Hindeutung des Lehrers auf dieses oder jenes treffliche Werk es dem tüchtigen Schüler zum lobenswerthen Bedürfniß machen, zu lesen, und

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