Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 5. (Budapest, 2010)

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540 Resümee GERGŐ HAVADI Das Gaststättengewerbe in Szombathely und die Lebenswelt seiner Unterhaltungsorte im Kádár-System Bei der Annäherung an die Geschichte einer Stadt - in diesem Falle von Szom­bathely - liefert die mikrogeschichtliche Anschauungsweise einen relevanten Aspekt. Bei der Beschreibung der Geschichten des Komitatssitzes im Komitat Vas nach 1945 habe ich neben den traditionellen Archivmaterialien und Pressequellen auch persönliche Erinnerungen ausgewertet. Aus all diesen kann der städtische Alltag mosaikmäßig skizziert werden und man kann mit den gewöhnlichen Menschen in Szombathely in dieser Epoche sowie mit ihren Unterhaltungsmöglichkeiten Bekanntschaft machen. Außerdem können wir Einblick in die individuellen Motivationen und in das soziale Leben der Personen erhalten, die in diesem, während des Sozialismus teilweise modernisierten Komitatssitz lebten, wir können ihre Lebensführungsstrategien und Konsumpräferenzen kennenlemenbzw. dadurch die lokalen Ordnungsprinzipien im Verhältnis zwischen der Macht und dem Individuum verstehen. Neben den von der sozialistischen Propaganda durchtränkten Archiv- und Pressequellen habe ich versucht, aus Interviewtexten, die unser Thema betreffen, eine Auswahl zu treffen. Durch diese sollen dem Leser diejenigen Quellentextteile aus den Phänomenen des Konsum- und Gemeinschaftslebens der Stadt vorgestellt werden, die ungewohnte, im Leben der Stadt besondere oder einen Teil der städtischen Legenden bildende Ereignisse beinhalten. Auf diese Weise unternehme ich den Versuch, diejenigen Motivationen, die sich hinter den erzählten Geschehnissen (und hinter den Individuen) verbergen, vorzustellen und zu interpretieren. Die Lebenswelt von Szombathely und die Möglichkeiten zur Unterhaltung wurden in der Epoche des Sozialismus durch eine Art Doppelheit gekennzeichnet. Zum einen war die Gesellschaft der Stadt hinsichtlich der Unterhaltung sehr gespalten, denn die Bevölkerung des dörflichen Randes, die zwei Wohnsitze hatte und zumeist zugewandert war, nutzte die innerstädtischen Unterhaltungsstätten nur gelegentlich, bei der einen oder anderen offiziellen oder familiären Veranstaltung, oder überhaupt nicht. Zum anderen wuchs das sich in den siebziger Jahren entfaltende Nachtleben mit der Unterwelt zusammen und die Organe des Innenministeriums versuchten, dieses Bild auch aufrecht zu erhalten. Tatsächlich konnten nur Verbrecher, die die Nachtbars frequentierten, und die neue Untemehmerschicht diese treueren Vergnügungsorte für ihre

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