Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 5. (Budapest, 2010)
Recenziók
Resümee 539 JÁNOS HONVÁRI Győr - ein Beispiel der Anpassungsfähigkeit aus den 1960er Jahren Die Lebensfähigkeit einer Stadt hängt in großem Maße davon ab, wie schnell und flexibel sie sich an veränderte Bedingungen anpassen kann. Im Zuge der Geschichte von Győr und seiner Umgebung war die Stadt mehrfach gezwungen, ihre Entwicklungsbahn zu verändern. Der Zwang zur Anpassung zählt in dieser Gegend weder als Neuheit, noch als Katastrophe, der man schutzlos ausgeliefert ist. Die Führung der Stadt und ihre Gesellschaft standen derartigen Herausforderungen in den vergangenen anderthalb Jahrhunderten mindestens vier- bis fünfmal gegenüber. Die vorliegende Arbeit handelt davon, mit welchen Widersprüchen, Konflikten und gesellschaftlichen Kosten die in den 1960er Jahren beginnende und ganz bis zum Beginn der 1970er Jahre andauernde radikale Veränderung der Produktstruktur eines der größten Großunternehmen in Ungarn, nämlich der Ungarischen Waggon- und Maschinenfabrik (Magyar Vagon- és Gépgyár), die auch das Leben der Stadt bis zum Systemwechsel maßgeblich bestimmte, einher ging. Im Zuge dieses Wandels traten an die Stelle traditioneller Produkte, Fabrikationstechnologien, Berufe und Fähigkeiten gänzlich neue Produktstrukturen und Verfahrenstechniken. Dieser Prozess war von einem Konflikt zwischen den beiden emblematischen Figuren der Stadt, dem Ersten Sekretär des Komitatsparteiausschusses und dem neu ernannten Generaldirektor der Waggonfabrik begleitet. Der Streit schlug schließlich in persönliche Anfeindungen um und verlief keineswegs ohne spektakuläre Skandale. Ungewöhnlicherweise kam der Konflikt auch vor die obersten Führungsgremien der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei (MSZMP), also vor das Politbüro und das Zentralkomitee. Aus dem „Zweikampf’ ging schließlich der Generaldirektor der Waggonfabrik, Ede Horváth, siegreich hervor. Ferenc Lombos hingegen schied endgültig aus dem Zentralkomitee aus und verlor auch seinen Posten als Erster Sekretär des Komitatsparteiausschusses. Einer „Verbannung” aus dem Komitat konnte er zwar entgehen, er war aber gezwungen, sich mit dem Amt des Präsidenten des Exekutivkomitees im Komitatsrat zu begnügen.