Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 5. (Budapest, 2010)

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532 Resümee KATALIN JUHÁSZ Kulturhaus „Mátyás Rákosi” - Hochburg der sozialistischen Kultur Mein persönliches bzw. professionelles Interesse an einer möglichst gründlichen Kenntnis der Geschichte des Budapester Stadtteils Angyalföld wurde dadurch hervorgerufen, dass ich seit 1992 Bewohnerin dieses Bezirks bin und von 1996 an zehn Jahre lang Leiterin der dortigen Ortsgeschichtliche Sammlung war. Als Ethnographin habe ich meine Stadt von Anfang an als volkskundliches Sammelterrain betrachtet. Dies offenbaren auch meine Ausstellungen und Studien, die in diesem Geiste entstanden sind. Zwischen den in den 1950er Jahren errichteten Wohnsiedlungen bildet das in den 1940er Jahren gebaute Gartenstadtviertel, das gemäß dem Bauträger zumeist als OTI-Siedlung (OTI=Landessozialversicherungsinstitut). Erwähnung findet, einen besonderen „Farbpunkt”. Die OTI-Siedlung, die aus Häusern mit Gärten und kleinen Wohnungen besteht und nach schwedischem Muster errichtet wurde, nannte man auch „Horthy-Siedlung”. In der offiziell als Magdolna- Stadt bezeichneten Siedlung wmrde auch ein modernes Kulturhaus geplant. Der Bau des Kulturhauses wurde während des Krieges unterbrochen, so dass es erst Ende des Jahres 1949 seine Tore öffnen konnte, und zwar - gemäß dem offiziellen Diskurs - als Hochburg der sozialistischen Kultur„ Und jetzt, am 30. Dezember, wird ein neuer Stolz von Angyalföld eingeweiht, nämlich das nach Mátyás Rákosi benannte Kulturhaus. In dem herrlichen, riesigen Gebäude werden den Werktätigen von Angyalföld Lesezimmer, Vortragssäle sowie ein Theater- und Kinosaal zur Verfügung stehen. Dieses Kulturhaus bezeugt, dass die Volksrepublik Ungarn die Kultur zu einem allgemeinen Schatz der breitesten werktätigen Volksmassen machen will. Das Kulturhaus , Má­tyás Rákosi ‘ wird eine Hochburg der sozialistischen Kultur sein, es wird ein Zentrum des geistigen und kulturellen Lebens von Angyalföld bilden. ” (Zeitung Népszava, 30. Dezember 1949). Innerhalb kurzer Zeit wurde die Gegend von Angyalföld so - zumindest dem Namen nach - durch den Personenkult zweier Persönlichkeiten, nämlich Horthy und Rákosi, gebrandmarkt. Das Kulturhaus verkörperte die sozialistische Kultur der sozialistischen Stadt. Angyalföld, mustergültiger Arbeiterbezirk des sozialistischen Staates, hatte mit dem Kulturhaus eine „Schaufenster-Institution” erhalten. Die Studie zeigt - anhand zeitgenössischer Berichte und Archivquellen sowie der Erinnerungen der Bewohner der Gegend und der einstigen Mitarbeiter des Kulturhauses - die

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