Urbs - Magyar várostörténeti évkönyv 2. (Budapest, 2007)
Resümee
FERENC VADAS Gaswerke in Wien und Budapest Ein Vergleich zwischen Wien und Budapest demonstriert im 19. Jahrhundert in fast jedem Bereich, auch in der Gasproduktion, den Vorsprung der Kaiserstadt. In Wien wurde 1838 die erste öffentliche Gaslaterne aufgestellt, in Pest jedoch begann die Gasversorgung erst 1856. In beiden Städten wurde es Privatgesellschaften überlassen, die neue Technologie einzuführen. In Wien herrschte ein harter Konkurrenzkampf unter mehreren Gesellschaften, in Pest wurde das Monopol einem Unternehmen gewährt. Am Ende des 19. Jahrhunderts zeigte sich in beiden Siedlungen die Errichtung eines kommunalen Gaswerkes bzw. der Vergleich zwischen Privatgesellschaften und Kommunen als notwendig. Diese zwei sich bedingenden Schritte wurden nach langen Vorbereitungen hier wie dort gleichzeitig unternommen: in Wien 1899, in Budapest 1910 bzw. 1913. Für die Anlage von Gaswerken ist typisch, dass sie aus frei stehenden, separaten Gebäuden bestanden, deren Anordnung vom Produktionsablauf bestimmt war. Das zentrale Gebäude war immer das Ofenhaus, in dem durch die trockene Destillation der Steinkohle Leuchtgas hergestellt wurde, das in Reinigungsgebäuden gereinigt und in Uhrhäusern gemessen wurde. Die größten und charakteristischsten Anlagen waren die Gasbehälter. Das waren in Bassins schwimmende, unten offene Mctallglocken, die entsprechend der zugeführten Gasmenge sanken oder sich hoben. Die größeren bestanden aus mehreren, tclcskopartig incinandcrschicbbaren Metalltrommeln, die ein größeres Fassungsvermögen ermöglichten. Diese mobile Konstruktion wurde entweder mit Hilfe eines metallenen Führungsgerüstes stabilisiert oder an eine zylindrische, turmartige Unifassungswand angebracht. Außerdem wurden Werkstätten, Magazine und ein Verwaltungsgebäude benötigt, zudem genug Platz für die Lagerung der Kohle, des im Verfahren daraus entstandenen Kokses und anderer Nebenprodukte. In Wien wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts zehn private Gaswerke gebaut, die den Stadtkern von allen Seiten umgaben. Ihre früheren Gebäude zeigten die Merkmale des romantischen Stils, eine Ausnahme war das klassizistische Gaswerk Erdberg. Der hier gebaute große Gasometer von 1885 war eine auch nach internationalen Maßstäben bedeutende technische Leistung. Die Gebäude der Gaswerke des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurden im typischen „Fabrikstil" der historisierenden Industriearchitektur errichtet, genauso wie das 1899 eröffnete kommunale Gaswerk Simmering, eine der größten und bedeutendsten Anlagen dieser Art. Die Wahrzeichen des Werkes, die vier großen Gasbehälter, sind erhalten geblieben und nach einem Umbau zu Wiens neuer Attraktion geworden. In Budapest wurden vier private Gaswerke errichtet, zwei von ihnen nebeneinander im Süden von Pest. Das erste, das Josefstädter, lag an der östlichen Grenze des bc-