Ságvári Ágnes (szerk.): Budapest. Die Geschichte einer Hauptstadt (Budapest, 1974)

Pest-Buda von 1686 bis 1849

Grenzen, und Ende des Jahrhunderts entstand dort entlang der Hügelhänge eine neue Siedlung. Anspruchsvollerer Bauten konnten sich allerdings außer dem Burgbezirk von Buda nur die sog. Wasserstadt am rechten Donauufer und die Pester Innenstadt rühmen. Die ebener­digen Häuser der Vorstädte, in denen es weder Kanalisation noch gepflasterte Straßen gab, glichen viel mehr dörflichen Bauerngehöften. Der vorherrschende Baustil war in beiden Schwestemstädten der Barock, dessen Hinter­lassenschaft uns in Pest vorwiegend in einigen Kirchen und öffentlichen Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert erhalten blieb. Unter den damaligen Sakralbauten steht an künstlerischer Qualität die Pauliner (heute Universitäts-) Kirche an erster Stelle, unter den öffentlichen Bauten verdient vor allem der mächtige Komplex des ehemaligen Invalidenpalais Er­wähnung, heute Sitz des Hauptstädtischen Rates. Das einzige nennenswerte Gebäude, das heute die weltliche Barockarchitektur von Pest bezeugt, ist das Péterffy-Palais, seit 1831 eine Gaststätte (heute „Hundertjähriges Restaurant“). In Buda war der Neubau des während der Belagerung 1686 vernichteten Burgpalastes die bedeutendste architektonische Schöp­fung des 18. Jahrhunderts, die in der zweiten Jahrhunderthälfte unter Maria Theresia ihre damals endgültige Form erhielt. Erwähnenswert ist ferner das ehemalige Rathaus von Buda auf dem Szentháromság tér. Im Burgbezirk von Buda und in der Wasserstadt stehen auch heute noch viele barocke Bürgerhäuser aus dieser Zeit. Die für die ungarischen Städte des 18. Jahrhunderts gleichermaßen bezeichnende lang­same Entwicklung erfuhr durch den Handel Auftrieb und Beschleunigung. Er lenkte diese Entwicklung zugleich in gewissen Belangen in andere Bahnen und erhob sowohl Buda als auch Pest zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des Landes. Eine großzügige Ent­faltung der Handelstätigkeit wurde durch die günstige geographische Lage der im Herzen Ungarns an der großen Wasserstraße der Donau einander gegenüberliegenden Schwestern­städte hervorgerufen. Diesen Vorteil machte sich namentlich Pest zunutze. Jährlich vier Landesmärkte waren Ende des Jahrhunderts die wichtigsten Sammel-, Tausch- und Stapel­plätze der Landesprodukte und der aus dem Ausland eingeführten Gewerbeerzeugnisse. Zusätzlichen Auftrieb verliehen dem ohnedies lebhaften Verkehr von Pest die 1724 dorthin verlegten Landes- und Appellationsgerichte mit ihrem Justizapparat und dem Zulauf aller Leute, die im Land einen Rechtsstreit miteinander auszutragen hatten. Ende des 18. Jahrhunderts ergab sich die zwingende Notwendigkeit, alle höheren Ver­waltungsstellen zu zentralisieren. Die Wahl fiel auf die alte Landeshauptstadt Buda, teils weil dort eine ruhigere Atmosphäre herrschte als in der allzu betriebsamen Schwesterstadt Pest, teils weil dem Wiener Hof Buda wegen seiner überwiegend deutschsprachigen Bevölke­rung als Sitz der zentralen Verwaltungsorgane geeigneter erschien. Diese Wahl wurde auch davon beeinflußt, daß die Budaer Handwerker höhere Ansprüche befriedigten und die solid gebauten und geräumigen Häuser von Buda den Beamten der Behörden angemessene Unterkunft und Komfort zu bieten hatten. Auf Grund dieser Erwägungen wurden die höchsten Verwaltungs- und Finanzämter, die Statthalterei und die Königliche Kammer 1784 von Preßburg nach Buda verlegt. Damit war Buda wieder zum Verwaltungszentrum Ungarns geworden, zumal im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts vorübergehend auch der Ständerat hierher einberufen wurde und der Palatin als persönlicher Vertreter des Königs seine Hofhaltung und seine Residenz nach Buda verlegte. Der europäische Ruf der Lehrkräfte, die damals an den Mittelschulen der Jesuiten in 30

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