Ságvári Ágnes (szerk.): Budapest. Die Geschichte einer Hauptstadt (Budapest, 1974)
Pest-Buda von 1686 bis 1849
Türkenherrschaft zu befreien. Doch war die Macht der Osmanen durch ihre Niederlage vor den Mauern Wiens noch nicht gebrochen, und es bedurfte noch heftiger Kämpfe, offener Schlachten und kostspieliger Belagerungen, um ihren Widerstand zu brechen. 1684 war Buda wieder von den christlichen Heeren eingeschlossen. Doch gelang es den Türken unter Ibrahim Scheitan Pascha nochmals, den Ansturm zurückzuschlagen, wobei die Stadtmauern und Gebäude stark beschädigt wurden. Erst zwei Jahre später gelang es den aus allen Teilen Europas herbeigezogenen Truppen, zusammen mit den Ungarn, unter dem Oberbefehl Herzog Karls von Lothringen und des bayrischen Kurfürsten Max, die Stadt erfolgreich zu belagern. Die Verteidigung der Festung von Buda leitete der 99. und letzte Statthalter, der aus Albanien gebürtige Abdurrahman Pascha. Von Norden griff Herzog Karl, von Süden Kurfürst Max an. Am 2. September 1686 erstürmten die Belagerer die Wälle und Basteien, und nachdem Abdurrahman Pascha, der sich im Norden des Burgbergs verschanzt hatte, im Kampf gefallen war, ergab sich die türkische Besatzung. Nach 145 Jahren war Buda wieder frei, doch war die vielgeprüfte Stadt nur noch ein Schutthaufen. Auf zeitgenössischen Stichen erblickt man die Ruinen der einstigen Königsburg, und auch die nach der Wiedereinnahme durchgeführten Konskriptionen bestätigen das trostlose Bild, das die Stadt bot. Die Bevölkerung hatte die Vernichtung der Stadt nicht überlebt, und obwohl aus den vorangehenden Jahren noch eine vom Stadtrat ausgefertigte und mit dem alten Stadtsiegel versehene Urkunde erhalten geblieben war, wußte 1686 niemand mehr, was der Stadtrat bedeutet und wie das altehrwürdige Siegel von Buda ausgesehen hatte. Pest-Buda von 1686 bis 1849 (Vergleiche Dokumentenauswahl V—VIII) Die neuzeitliche Entwicklung der Hauptstadt Ungarns gestaltete sich anders als die der meisten europäischen Großstädte, deren Mehrzahl, wie etwa Paris und London, als königliche Residenzen, Verwaltungs-, Wirtschafts- und Handelszentren schon Ende des Mittelalters die führende Stellung innerhalb ihres Landes innehatten. Im 18. und 19. Jahrhundert entwickelten sich diese Hauptstädte innerhalb der bereits gefestigten Grenzen ihrer gut fundierten Position mit dem aufkommenden und erstarkenden Kapitalismus zu Industrie- Großstädten. Weder Buda, Hauptstadt des mittelalterlichen Ungarns, noch seine Schwesterstadt Pest waren in der Lage, an ihre Blütezeit im 15. Jahrhundert anzuknüpfen, denn nach dem Abzug der Türken mußte alles wieder ganz von vorne angefangen werden. Zunächst mußten beide Städte wiederaufgebaut und neu besiedelt werden, war doch der Einnahme der Burg durch die verbündete Streitmacht eine dreimonatige, äußerst hartnäckige Belagerung vorangegangen. Die Wiederauferstehung der beiden Städte aus Schutt und Asche nach der langen Belagerung, Plünderung und Brandschatzung beanspruchte Jahrzehnte. Auch andere Städte wurden im Laufe der Zeit durch Kriegseinwirkungen oder Naturkatastrophen zerstört, geplündert oder fielen einer Feuersbrunst zum Opfer. Doch 26