Ságvári Ágnes (szerk.): Budapest. Die Geschichte einer Hauptstadt (Budapest, 1974)

Die mittelalterlichen Schwesternstädte

die Burg mit den drei Türmen durch einen Löwen, der eine rote Fahne in der Pranke hielt, und erhob sämtliche Bürger von Buda in den Adelsstand. Auch mit anderen Maßnahmen und Verordnungen gedachten der Herrscher und seine Ratgeber, der Entwicklung der Stadt neuen Auftrieb zu geben, so u. a. durch Wiederherstellung des Umzugsrechtes im Jahre 1531, eine Vorkehrung, deren Wirksamkeit sich freilich nur auf Johanns Machtbereich auswirkte. 1540 starb Johann Zápolya und hinterließ als einzigen Erben seinen einige Wochen alten Sohn Johann Siegmund, den die Anhänger des verstorbenen Königs zwar zu seinem Nach­folger wählten, doch sah Ferdinand jetzt seine Zeit für gekommen, Buda selbst in Besitz zu nehmen. Im Herbst 1540 ließ er ein Heer unter dem Oberbefehl des Generals Fels zur Eroberung der Hauptstadt aufbrechen. Es gelang zwar, Pest einzunehmen, nicht aber Buda, worauf im Frühjahr 1541 General Roggendorf mit einer noch größeren Armee vor den Mauern von Buda erschien. Die Ratgeber des einjährigen Königs wandten sich um Hilfe an die Hohe Pforte, doch war die ungarische Bürgerschaft, die ihre Stadt gegen alle vor­angehenden Eroberungsversuche mutig und entschlossen verteidigt hatte, diesmal gewillt, sie den Belagerern zu übergeben. Péter Pálczán, der sich 1530 bei der Organisation des Widerstandes und der Abwehr der feindlichen Angriffe ausgezeichnet hatte und diesmal das Amt des stellvertretenden Richters bekleidete, öffnete den österreichischen Soldaten eigenhändig die kleine Pforte neben der Marienkirche. Doch die Eindringlinge wurden von der alarmierten Wache wieder vertrieben. Bald danach traf das türkische Entsatzheer ein und zerstreute Roggendorfs Belagerungs truppen. Während sich die Hofwürdenträger mit dem Königskind ins türkische Lager bei Óbuda begaben, um den Sultan ihre Huldigung darzubringen, besetzten die türkischen Verbündeten, die sich inzwischen als „Schaulustige“ über die Straßen und Plätze der Stadt verstreut hatten, auf ein gegebenes Zeichen die Wälle und Basteien und ergriffen ohne Blutvergießen Besitz von Buda. Soliman verbannte den Hof nach Siebenbürgen und ernannte einen Pascha zum Statthalter von Buda. Damit begannen für die Hauptstadt des Landes die 145 Jahre der Türkenherrschaft. Zunächst blieben Autonomie und Wirkungskreis des Stadtrates unangetastet. In Buda, Pest und Óbuda lag die Verwaltung der Städte weiterhin in den Händen der lokalen Be­hörden, die ihre Verordnungen mit den eigenen mittelalterlichen Siegeln bekräftigten. So wurde in Buda beispielsweise István Tétémi während der vierziger Jahre in seinem Richter­amt belassen. Sein Vater war Anfang des Jahrhunderts gleichfalls Richter gewesen, er selbst gehörte zum städtischen Patriziat und war schon vor 1541 Mitglied des Magistrats. Tétémi hatte sich mittlerweile in die Reihen der türkischen Spahis (Reiter) aufnehmen lassen. Allmählich wanderten indessen immer mehr ungarische Bürger ab, zumal in viele Bürger­häuser Türken einquartiert worden waren. Die Lücken, die durch diese Abwanderung entstanden, wurden mit neuen Zuwanderern aus dem Balkan aufgefüllt, vor allem mit griechisch-orthodoxen Serben, aber auch mit katholischen Bosniaken und Dalmatinern sowie mit Juden. Die Mehrzahl der christlichen Kirchen wurde zu Moscheen umgewandelt, nur die einstige Pfarrkirche der ungarischen Bürger im Norden des Burgbergs, die Magdale­­nenkirche, blieb den Christen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. In bestem Einvernehmen teilten sich Katholiken und Protestanten in ihren Besitz, bis nach den am Ende des Jahr­hunderts unternommenen Befreiungsversuchen auch diese Kirche das Los der übrigen teilte und von den Moslems als Gebetshaus beschlagnahmt wurde. Vom zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts an fehlen uns Angaben über die ungarische Bevölkerung von Buda. 24

Next

/
Thumbnails
Contents