Ságvári Ágnes (szerk.): Budapest. Die Geschichte einer Hauptstadt (Budapest, 1974)
Die mittelalterlichen Schwesternstädte
Besetzung Italienergasse, obwohl sie ihr italienisches Gepräge schon Anfang des 15. Jahrhunderts größtenteils eingebüßt hatte.) Pest war bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts eine vollkommen ungarische Stadt geworden, doch siedelten sich in ihr als Folge einer Wiederbelebung des Außenhandels gegen Ende des Jahrhunderts von neuem deutsche Einwanderer an, fast ausnahmslos reiche Kaufleute. Óbuda wahrte weiterhin seinen rein ungarischen Charakter. Buda und Pest zur Zeit der türkischen Besetzung Um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert erstarkte im ganzen Land der Feudalismus, der die weitere Entwicklung der Städte hemmte. So wollte man beispielsweise 1498 die städtische Bürgerschaft — und namentlich auch die von Buda — gesetzlich verpflichten, für ihre auf Gütern fremder Grundherren gelegenen Weingärten und Felder ebenso wie die Hörigen bestimmte Naturalabgaben (Neunten) zu entrichten. Auch innerhalb der Städte selbst verschärfte sich der Klassenkampf, und die allgemeine Unzufriedenheit führte schon Ende der neunziger Jahre des 15. Jahrhunderts zu einer Massenbewegung. Zur Zeit des Bauernkrieges von 1514 unter György Dózsa sympathisierte ein großer Teil der städtischen Bevölkerung mit den Aufständischen. 1525 brachen in Buda von neuem Unruhen aus, die Plebejer stürmten die im Haus des königlichen Vizetavernikus Imre Szerencsés untergebrachte Filiale der Augsburger Fugger-Bank und griffen ein Jahr später den böhmischen Kanzler an. Nur mit Einsatz von Militär gelang es der feudalen Staatsgewalt, die Ordnung wiederherzustellen. Die Aufhebung des freien Umzugsrechtes der Leibeigenen nach der Niederwerfung des Bauernaufstandes hatte für die auf die ständige Zuwanderung angewiesene städtische Bürgerschaft schwerwiegende Folgen. Die wiederholten türkischen Angriffe, die wachsende Steuerlast und die 1521 vom Schatzamt verfügte Geldentwertung hemmten und gefährdeten die wirtschaftliche Entwicklung. 1526 schlugen die Türken das Heer König Ludwigs II. bei Mohács vernichtend nieder, eine der folgenschwersten Niederlagen in der ungarischen Geschichte. Der König selbst fand auf dem Schlachtfeld den Tod, der Hof und die Mehrzahl der Bürger verließen fluchtartig die Hauptstadt, so daß Sultan Soliman I. die beiden nahezu entvölkerten Schwesternstädte ohne Widerstand einnehmen und brandschatzen konnte. Nach Abzug der Türken machte sich zwar die zurückgekehrte Bürgerschaft an den Wiederaufbau der Stadt, doch versetzten die inzwischen ausgebrochenen Thronzwistigkeiten das Land in Unruhe. Ein Teil der Stände wählte Johann Zápolya, den Wojwoden von Siebenbürgen, zum König, die Gegenpartei erhob Erzherzog Ferdinand von Habsburg auf den ungarischen Thron. Beide befehdeten sich fortan. Buda befand sich Ende 1526 in Zápoiyas nesitz. jeaocn geriet es 1527 an Ferdinands Anhänger. Zwei Jahre später gelang es König Johann, sich mit türkischer Hilfe von neuem in der Hauptstadt festzusetzen. Damals verbannte er die bis dahin noch nicht geflüchteten deutschen Bürger aus Buda. 1530 rettete ihn nur der heldenhafte Widerstand der ungarischen Bürgerschaft davor, mit seiner Residenz in die Hände der Österreicher zu fallen. Nachdem die Belagerung abgewehrt worden war, wurde Buda befestigt. Das gelang so gut, daß die Stadt bis 1686 mit Waffengewalt nicht mehr erobert werden konnte. Zum Dank für seine Errettung verlieh König Johann in den folgenden Jahren seiner Residenzstadt mehrere Privilegien. Im alten Wappen der Stadt ergänzte er 23