Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)
Csaba Szabó: Brücken über die Donau zwischen Ofen und Pest: Kettenbrücke, Margaretenbrücke, Franz-Joseph-Brücke, Elisabethbrücke
95 Wagenverkehr 11,06 Meter).1 Im August 1872 fingen die Grundbauarbeiten für die Brückenpfeiler an. Wie bei dem Pfeilerbau der Kettenbrücke wurden auch hier Pfähle eingesenkt, in quadratischer Form dicht aneinander. Aus den so geformten brunnenartigen Hohlräumen wurde das Wasser ausgepumpt, dann erfolgte die Austiefung für das Flußbettfundament und die Eindeichung wurde begonnen. Der hohe Wasserstand der Donau verzögerte die Arbeit bedeutend, aber bis Oktober 1873 wurden alle Fundamente fertiggestellt. Nach dem Aufmauem der Pfeiler wurde die Blendarchitektur von dem Pariser Bildhauer Adolphe Thabard (1831-1905) ausgeführt. Im Frühjahr 1874 traf die erste Eisenkonstruktionslieferung aus Paris ein. Für den Zusammenbau wurden zuerst im Pester und dann im Ofner Donauarm Pfahlbrücken errichtet. Im Oktober 1875 war die Eisenkonstruktion, die die Pfeiler verband, abgeschlossen. Für Ladekaiüberbrückungen wurde die Eisenkonstruktion von der Maschinenfabrik der Ungarischen Staatsbahnen gefertigt.1 2 Für die Brücke wurden insgesamt 5012 Tonnen Eisen verbaut. Die Gesamtkosten betrugen 5,051.000 Forint. Man plante, die Brücke zuerst am 30. Januar 1876, dann am 21. Februar für den Verkehr zu übergeben, aber wegen kleinerer Beschädigungen durch eine Flut wurde sie erst am 30. April 1876 eröffnet.3 Die Margaretenbrücke war nicht bloß dazu bestimmt, die beiden Donauufer zu verbinden, sondern auch die Margareteninsel einzubinden. Dazu musste zunächst die damals noch getrennt liegende Malerinsel (Festösziget), auch Ofener Kleininsel genannt, durch einen Damm mit der Margareteninsel verbunden werden. Der Art. VII. aus 1899 bestimmte „über die Verbindung der Haupt- und Residenzstädtischen Margaretenbrücke und der Margareteninsel”. Aus der Erläuterung des Gesetzes geht hervor, dass bei dem raschen Ausbau der Hauptstadt den Bewohner nur sehr wenige öffentliche Parkanlagen und Promenaden zur Verfügung stehen. Die angenehmen und beliebte Margareteninsel kann man nur sehr umständlich erreichen, weshalb die Verbindung der Brücke zur Insel begründet erscheint.4 Erzherzog Josef (1833— 1905), der Besitzer der Margareteninsel, erlaubte den Bewohner der Hauptstadt das Besuchen der Insel und steuerte sogar 1898 200.000 Forint zum Bau der Flügelbrücke bei. Aufgrund einer Offertverhandlung erhielt Béla Zsigmondy (1848-1916), Maschinenbauingenieur, Brunnenbohrer und Brückenbauer, den Auftrag für den Bau der 70 Meter langen Flügelbrücke. Auf der Brückenbahn war Platz für zwei Gehsteige von je 2,50 Meter Breite und für eine 7,00 Meter breite Fahrbahn. Die aus vier Bogen bestehende Eisenkonstruktion wurde von 1 Jenő Hargitai, A Margit-híd építési, szélesítési, újjáépítési és felújítási munkáinak története [Die Geschichte der Bau-, Ausweiterungs-, Neubau- und Renovationsarbeiten der Margaretenbrücke], Budapest 1978, 5. 2 Ida F. Mihály, A Margit-hid [Die Margaretenbrücke],Budapest 1964, 16. 3 Imre GÁLL, A budapesti Duna-hidak [Die Budapester Donaubrücken] Budapest 1984, 54-56. 4 Corpus Juris Hungarici - Magyar Törvénytár. Millenniumi emlékkiadás [Ungarisches Gesetzblatt. Ausgabe für das Millenium], Budapest 1900, 10.