Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)
Beáta Fabó: Militärische Einrichtungen in der Stadtstruktur Budapests
66 Dem Gesetz von 1894 zufolge nahm das Militär breit angelegte Bauarbeiten in Angriff. Die finanzielle Deckung dafür sicherten größtenteils die von der Hauptstadt bereitgestellten Grundstücke und die aus den Immobilien resultierenden Geldsummen. Die raumaufwändigen Kasernen wurden ähnlich wie bei der städtischen Franz-Joseph-Kavalleriekaseme in die damaligen Randgebiete umgesiedelt, in erster Linie entlang der sich formierenden Pester Äußeren Ringstraße (Hungáriaring), bzw. in die äußeren Abschnitte der nördlichen, östlichen und südlichen Ausfallsstraßen. In der Nachbarschaft der städtischen Franz-Joseph-Kaseme wurde in einem Jahr (1896/97) der erste, aus 33 Gebäuden bestehende Komplex einer Artilleriekaseme errichtet, der gleichzeitig auch die größte militärische Investition darstellte. Die Pläne der Gebäude wurden von den Bauämtem der Militärverwaltung erstellt, den modernen Bauprinzipien am Ende des 19. Jahrhunderts entsprechend, im pavillonähnlichen System. Die rechteckigen Gebäude, die auf großen, freien Flächen regelmäßig verteilt waren, dienten verschiedenen, gesonderten Funktionen. In ihrer Gestaltung waren es, für die öffentlichen Gebäude der Jahrhundertwende charakteristisch, zwei- manchmal auch dreistöckige Gebäude mit unverzierten Rohziegelfassaden. Die äußerst einfache, schmucklose baukünstlerische Formgebung und ihre recteckige Grundrissform waren kennzeichnend. Neben den Wohngebäuden (Offiziers-, Unteroffiziers-, Mannschaftsgebäude) gab es Stabsgebäude, Gefängnis, Waffendepot, Stall, Schmiede, Reitbahn, Exerzierplatz, Kegelbahn, Schwimmbad, Pferdeschwemme, Eisgrube, Düngergrube, usw. Die erforderlichen Reitbahnen und Exerzierplätze wurden oft außerhalb der Kaserne angelegt. Neben den Kasemenkomplexen wurden auch kleinere Kasernen und andere militärische Einrichtungen für Verwaltungs-, Bildungs-, Sozial- und sonstige Zwecke im Weichbild der Stadt angesiedelt. Die größeren zentralen Lager, die die Versorgung der Soldaten (mit Proviant, Kleidung, Betten, Waffen, Schießpulver, Salpeter) sicherten, wurden gewöhnlich in der Nähe der größeren Kasernen und militärischen Zentren angelegt. Die Militärverwaltung arbeitete weiterhin in der Ofener Burg, neben dem Schloss. Für die Erweiterung des Schlosses wurde das ehemalige Waffendepot abgebrochen (1897-1901), die Gebäude des Verteidigungsministeriums (1879-1881, Mór Kallina) und des Verteidigungs-Generalkommandos (1896, Mór Kallina, Aladár Árkay) errichtet. Neben der Führung einer Offiziersakademie wurde die Schaffung von Mittelschuleinrichtungen gesetzlich vorgeschrieben.1 Das Gesetz ordnete den adäquaten Umbau des Gebäudes der Ludovika-Akademie sowie die Errichtung von einer Hauptrealschule und zwei Kadettenschulen an. Das vorhandene 1 Das Gesetz XXIII aus dem Jahr 1897 über die Landwehrmann Erziehungs- und Bildungsanstalten. In die dreijährige Hauptrealschule und in die vierjährige Kadettenschule konnte man vom 14., in die Ludovika, die ebenfalls dreijährig war, vom 17. Lebensjahr an eintreten. Die neuen Investitionen wurden vom Kriegsminister vorgesehen, auf Kosten des Kultusministeriums.