Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)
Ferenc Vadas: Stadtplanung in Budapest im 19. Jahrhundert
22 konnte. Es ist das Gleiche mit den Plätzen. Eine Besonderheit Pests, die kleine Anzahl der geräumiger städtischer Plätze, ist ebenfalls auf den Verschönerungsentwurf zurückzuführen. Bei den Parkanlagen schnitt die Stadt noch schlechter ab. Die ersten Parks in Pest kamen in den 1790er Jahren zustande. Der Entwurf vermehrte diese nicht, Palatinus Josef war sogar ausgesprochen gegen Baumpflanzungen auf den städtischen Plätze. Die kleine Anzahl der öffentlichen Gebäude konnte die Nachzeit korrigieren, aber geeignete Vorplätze dafür konnte sie nur selten erschaffen. In den nächsten Jahrzehnten begann in Pest eine enorme Entwicklung, Wirtschaftskraft und Bevölkerungsanzahl wuchsen rapid, eine große Baukonjunktur entfaltete sich. Neben diesen Faktoren ist es auch den Stadtgestaltungsmaßnahmen zu verdanken, dass sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die bis dahin provinzielle Kleinstadt zur städtischen (obwohl noch nicht großstädtischen), ein geordnetes Gesamtbild zeigenden, über die Mehrheit der Zivilisationserrungenschaften der Zeit verfügenden, zur Weiterentwicklung geeigneten Siedlung umgewandelt hat. Im Gegensatz zu Pest veränderte sich Ofen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kaum. Obwohl ihre eigene Baubehörde, die Baukommission, seit 1810 tätig war und ebenfalls einen Verschönerungsentwurf ausarbeitete, hatte sie keine umfassende Stadtentwicklungskonzeption, und das obwohl der damalige Brand eines Stadtteiles, der Tabán, wenigstens eine Möglichkeit für die Modernisierung des dortigen Straßennetzes geboten hätte. Dazu kam es aber auch nicht. Am Rechtsufer fehlte für die Stadtgestaltung nicht nur die finanzielle Deckung, sondern auch der Wille. Über Pest kam auch eine Katastrophe, die Überschwemmung von 1838. Deren Konsequenz hätte die Modifizierung des Gestaltungsplans und die Erneuerung des ermüdenden Elans werden können, es blieb aber nur genug Kraft für die Steigerung der Festigkeit der Gebäude und für die Ausarbeitung der Bauordnung. Auf dem Gebiet des Hochwasserschutzes gelang auch erst Jahrzehnte später ein bedeutender Fortschritt. Die Flut brachte vielleicht insofern die meisten Veränderungen mit sich, dass sie den Gebäudebestand dezimierte, und auf Grund des Zwangs der Rekonstruktion wurden mehr Häuser als sonst gebaut. Da die Architektur der ganzen Ära durch die Hegemonie des Klassizismus charakterisiert ist, kam bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein unvergleichbar einheitliches Stadtbild zustande, das bis heute ein Objekt der Nostalgie ist. Von 1848/49 an bis zum Jahr 1867 machten die politischen Verhältnisse keine ernsthafteren Stadtgestaltungsarbeiten möglich. Die Stadtentwicklung blieb aber nicht stehen, die Entfaltung der modernen Fabrikindustrie wurde fortgesetzt und auch der Handelsverkehr wuchs weiter. Die Infrastruktur wurde ebenfalls weiterentwickelt (Anfang des Baus des Tunnels unter dem Burgberg, der Eisenbahn und des Ladedammes, Einführung von Gasbeleuchtung und Pferdebahn), aber aus Mangel an umfassenden Regelungen blieb die Entwicklung immer weiter hinter den Bedürfnissen zurück. Als Pest und Ofen