Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)

Katalog - Budapest

223 Hauszmann, erinnert sich in seinen Memoiren daran, dass der Stadtrat ihn sogar auf eine Studienreise ins Ausland schickte, um die neu gebauten Krankenhäuser zu studieren: „Im Frühjahr 1879 begannen wir unsere Reise nach Wien, wir waren in Berlin, Hamburg, Dresden, Leipzig und Heidelberg, in welchen Städten teilweise Versuche mit Barackensystemen gemacht wurden und teilweise schon neue Krankenhäuser gebaut waren. In Wien gab es nichts zu sehen, hier fanden wir noch schlechtere Zustände als bei uns. In Berlin aber wurde das erste Krankenhaus mit Pavillonsystem, das 'Friedrichshaus' genau zu der Zeit fertig [...] Unsere Aufgabe war das gründliche Studium dieses Krankenhauses und wir fanden sehr viele akzeptable Details, die bei dem Krankenhaus an der Üllöi-Straße auch benutzt wurden. “ Das neue Krankenhaus Budapests hatte vier zweistöckige interne Kliniken, zwei einstöckige chirurgische Pavillons und einen Krebs-Brand Pavillon. Die Idee des Pavillonsystems kann damit erklärt werden, dass man darin gleichzeitig die Sicherung gegen die Ausbreitung von infektiösen Krankheiten innerhalb des Krankenhauses sah sowie auch dafür, dass es den Kranken an Sonnenlicht und guter Luft nicht fehle. Die bei der Gründung fehlenden Abteilungen wurden im Zuge der späteren Entwicklung eingerichtet. Von 1894 an trägt es den Namen von St. Stephan. Das Elisabeth-Krankenhaus des Ungarischen Roten Kreuzes in der Krisztinastadt, Ofen, mit Pavillonsystem und 120 Betten, das 1884 eröffnet worden war, wurde ebenfalls von Alajos Hauszmann entworfen, ln der Nachbarschaft des St.-Stephan-Krankenhauses wurde 1895 das St.-Ladislaus- Epidemiespital eröffnet, das ebenfalls Pavillonsystem aufwies. Hier wurden die einzelnen Pavillons mit gedeckten Gängen verbunden. Die Generalversammlung der Hauptstadt ließ den Gedanken des weiteren Ausbaus des alten St.-Johannes-Krankenhauses 1887 fallen und entschied sich für den Bau eines neuen Ofener Krankenhauses. Bei der Auswahl des Grundstücks - begrenzt von Diósárok- und Viränyosstraße sowie dem Damm der Zahnradbahn - spielte die Tatsache eine entscheidende Rolle, dass es in einem mit der Straßenbahn leicht zugänglichen, aber noch nicht verbauten Gebiet mit guter Luft lag, von der Hauptstraße etwas abgelegen. Es stand also auch der weiteren Stadtentwicklung nicht im Wege. Das aus 13 Pavillons bestehende, über 425 Betten verfügende neue St.-Johannes-Krankenhaus wurde zwischen 1895-1898 nach den Plänen des hauptstädtischen Bauamtes erbaut. Es wurde durch die Errichtung weiterer Pavillons ständig ausgebaut. Von den kleineren Heilanstalten spielte das Krankenhaus des Barmherzigen Ordens eine wichtige Rolle. 1804 traf der Orden mit der Stadt Ofen eine Vereinbarung, dass er auf einem von der Stadt kostenlos bereitgestellten Gebiet ein Krankenhaus erbaut und dort männliche Kranken pflegt. Die finanzielle Basis der Arbeit wurde größtenteils durch die Stiftung von István Marczibányi, bzw. durch das Einkommen aus dem von ihm für den Orden gekauften Kaiserbades gesichert. Das Gebäude des Krankenhauses wurde zwischen 1806-1817 erbaut, am Anfang mit 74 Betten. 1901-1903 wurde es abgerissen, und das neue Gebäude mit 300 Betten wurde nach den Plänen von István Kiss errichtet.

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