Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)
Ferenc Vadas: Stadtplanung in Budapest im 19. Jahrhundert
21 Der Beginn der Stadtplanung Die Gestaltung des Gebietes der Leopoldstadt war der erste Stadtplanungsakt in Pest, sie beschränkte sich aber nur auf einen - wenn auch noch so wichtigen - Stadtteil. Der Bedarf nach der Gestaltung der ganzen Stadt kam erst etwas später, am Anfang des 19. Jahrhunderts, auf. Ihr Anreger und wichtigster Inspirationsgeber der Urbanisation war Erzherzog Josef (von 1796 an bis zum 1847 der Palatinus von Ungarn), der Pest zu einem schönen und modernen Provinzsitz entwickeln wollte. Er machte zuerst 1801 einen Vorschlag für die Verschönerung der Stadt, dann ließ er 1805 den ersten umfassenden Gestaltungsplan der Linksuferstadt von János Hild ausfertigen. 1808 stellte er die Verschönerungs-Commission auf, die erste städtische Baubehörde. Seine Ideen waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die Entwicklung der Stadt bestimmend. Der Entwurf von Hild schlug in der Innenstadt nur kleinere Veränderungen vor. Er beinhaltete den Bau eines einzigen, größeren Platzes vor der Hauptfront des größten Gebäudes, des Invalidenhauses (dies wurde nie verwirklicht). In den Vorstädten plante er größere Parzellierungen, die Breite von mehreren Hauptstraßen und die Form mehrerer Plätze (z. B. Kálvinplatz) wurden dem gemäß geformt. In der Leopoldstadt schlug er die Fortführung der bereits gegebenen Verbauung vor, auch nördlich vom Neugebäude. Die zwei inneren Plätze (heute Josef-Palatinus- und Vörösmartyplatz) danken ihr Existenz ihm. Er war der erste, der die repräsentative Gestaltung des Donauufers vorschlug; den Verkehrsaspekten schenkte er aber wenig Aufmerksamkeit (er wollte mehrere Hauptstraßen nicht nur unerweitert lassen, sondern auch verengen). Dieser Entwurf war nicht wirklich originell und auch nicht großzügig, aber sein genaues Festhalten an der Realität machte ihn geeignet, die Basis der Stadtgestaltung des nächsten halben Jahrhunderts zu bilden. Der nach dem Hild-Entwurf angefertigte und 1808 angenommene Verschönerungsplan befasste sich außer mit den Regulierungen auch mit der Stadtentwässerung und der Steinpflasterung und befasst sich außerdem noch mit der Befestigung des Flugsandes, der die Vorstädte bedeckte. Er schlug die Absiedlung zahlreicher Einrichtungen aus dem inneren Gebiet (gewisse Behörden, botanische Gärten, Schlachthäuser, Friedhöfe) vor und regte die Errichtung anderer (z.B. Arbeitshaus) an. Er enthielt auch einen Vorschlag zur Beschaffung der zur Verwirklichung erforderlichen Mittel und für die institutioneile Vorbedingung einer Verwirklichung: eine von der Stadtbehörde unabhängige Baubehörde. Dieser ist es zu verdanken, dass der Entwurf nicht nur auf Papier blieb, die Mehrzahl seiner Punkte wurde - wenn auch langsam und zögerlich - verwirklicht. Der Entwurf hatte manche Fehler, einige haben bis heute noch nachteilige Auswirkungen. Das Straßennetz war er kleinlich konzipiert, obwohl man damals noch mit geringem Opfer breite Straßen hätte bauen können, während später die Erweiterung nur ausnahmsweise und sehr teuer durchgeführt werden